Geschäftsmodell-Entwicklung
für Smart PSS

Willkommen zum Kompetenzmodul “Systematische Entwicklung eines Geschäftsmodells für smarte Produkt-Service-Systeme”. Dieses Kompetenzmodul zielt darauf ab, kleine und mittlere Unternehmen (KMU) bei der Navigation durch den komplexen Prozess der Geschäftsmodellinnovation zu unterstützen. Es fokussiert sich auf die Integration von datenbasierten Services in Produktangebote, um nicht nur die Wettbewerbsfähigkeit zu steigern, sondern auch nachhaltige Kundenbeziehungen zu etablieren.

Ziele des Kompetenzmoduls

Das Hauptziel dieses Kompetenzmoduls ist es, KMU das notwendige Wissen,
die Werkzeuge und die Best Practices zu vermitteln, um:

Potenziale für smarte Services zu identifizieren

Verstehen, wie vorhandene Daten und Technologien genutzt werden können, um Mehrwert für Kunden zu schaffen.

Geschäftsmodelle systematisch zu entwickeln

Erlernen von Methoden zur Entwicklung und Implementierung von Geschäftsmodellen, die sowohl produkt- als auch serviceorientierte Komponenten integrieren.

Kundenorientierung zu verstärken

Einsichten gewinnen, wie der Mehrwert datenbasierter Services effektiv kommuniziert und Kundenerlebnisse verbessert werden können.

Risiken zu minimieren und Innovation zu fördern

Anwendung von Best Practices zur Risikominimierung bei der Einführung neuer Geschäftsmodelle und zur Förderung von Innovationskultur im Unternehmen.

Inhalte des Kompetenzmoduls

Im folgenden finden Sie umfangreiche Inhalte rund um das Thema Geschäftsmodell-Entwicklung für Smart PSS.
Grundlagen: Was sind überhaupt Geschäftsmodelle?

Ein Geschäftsmodell beschreibt, wie eine Organisation Wert erzeugt, ein Wertversprechen an seine Kunden liefert und Wert erfasst. Diese drei Dimensionen – Werterzeugung, Wertversprechen und Werterfassung – bilden das Fundament jedes Geschäftsmodells. Im Zuge des Wandels von einer produktorientierten zu einer serviceorientierten Gesellschaft ändern sich auch die Geschäftsmodelle entsprechend.

Anders als bei reinen Produkten, bei denen die Produktion selbst im Mittelpunkt der Werterzeugung steht, betont ein serviceorientiertes Geschäftsmodell die gemeinsame Generierung von Wert zwischen Anbieter und Kunde. Ein prägnantes Beispiel hierfür ist der Service der Predictive Maintenance, der ohne den Zugang zu Maschinendaten seitens des Kunden nicht realisierbar wäre. Datenbasierte Dienstleistungen sind somit ein zentrales Element serviceorientierter Geschäftsmodelle.

Um die Komplexität von PSS-Geschäftsmodellen greifbar zu machen, kann zum Beispiel der Beitrag und Nutzen jedes Akteurs – Kunden, Unternehmen und Partner – innerhalb des Geschäftsmodells visualisiert und analysiert werden:

  • Kundenperspektive: Welchen Nutzen bringt das Geschäftsmodell dem Kunden?
  • Unternehmensperspektive: Wie generiert das Unternehmen Wert?
  • Partnerperspektive: Welche Rolle spielen externe Partner im Geschäftsmodell?

Darüber hinaus lassen sich die Kernkomponenten eines Geschäftsmodells in der Regel auf die folgenden drei Dimensionen vereinfachen:

  1. Werterzeugung: Betrachtet, wie die Ressourcen eines Unternehmens eingesetzt werden, um Wert zu generieren.
  2. Wertversprechen: Definiert den Mehrwert und Nutzen, den ein Kunde durch die Interaktion mit dem Unternehmen erhält.
  3. Werterfassung: Beschreibt, wie das Unternehmen aus dem Wertversprechen an den Kunden eine Ertragsmechanik etabliert.
Übersicht über Dimensionen eines Geschäftsmodells.

In diesem Kompetenzmodul werden folgende Schlüsselbegriffe wie folgt definiert:

  • Geschäftsmodell: Die konzeptionelle und operationale Grundlage, auf der ein Unternehmen Werte schafft, diesen an Kunden liefert und dafür Erlöse generiert. Ein Geschäftsmodell umfasst die Art und Weise, wie ein Unternehmen Ressourcen organisiert, Kundenbeziehungen gestaltet und Einnahmequellen erschließt.
  • Smarte Produkt-Service-Systeme (Smart PSS): Eine Kombination aus physischen Produkten und digitalen Services, die durch die Nutzung von Daten und Technologien wie IoT (Internet of Things) intelligente und personalisierte Kundenerlebnisse schaffen.
  • Datenbasierte Services: Dienstleistungen, die auf der Analyse und Auswertung von Daten basieren, um spezifische Kundenbedürfnisse zu erfüllen, wie z.B. prädiktive Wartung, personalisierte Empfehlungen oder Echtzeit-Überwachung.

Quelle: Schüritz, R., & Satzger, G. (2016). Patterns of data-infused business model innovation. In 2016 IEEE 18th Conference on Business Informatics (CBI) (Vol. 1, pp. 133-142). IEEE.

Grundlagen: Die zentrale Rolle von Daten in Smart PSS- Geschäftsmodellen

In der heutigen Geschäftswelt, die zunehmend von Digitalisierung und Technologie geprägt ist, spielen Daten eine entscheidende Rolle bei der Entwicklung und Innovation von Geschäftsmodellen. Die Fähigkeit, Daten effektiv zu nutzen, ermöglicht Unternehmen, nicht nur ihre bestehenden Angebote zu verbessern, sondern auch völlig neue Geschäfts- und Wertmodelle zu schaffen. Dies ist besonders relevant für die Entwicklung smarter Produkt-Service-Systeme (Smart PSS), bei denen Produkte und Dienstleistungen durch digitale Komponenten und Datenanalysen ergänzt werden.

Daten können auf vielfältige Weise die drei zentralen Dimensionen eines Geschäftsmodells – Werterzeugung, Wertversprechen und Werterfassung – beeinflussen und haben zu fünf spezifischen Mustern der Geschäftsmodell-Innovation geführt:

  1. Datenbasierte Werterzeugung: Die Analyse von Kunden- und Unternehmensdaten verbessert die Effektivität von Unternehmensprozessen. Predictive Analytics und die Visualisierung von Key Performance Indicators (KPIs) sind Beispiele dafür, wie Daten zur Steigerung der Prozesseffizienz beitragen können.
  2. Datenbasierte Werterfassung: Durch Daten können Unternehmen neue Kunden oder Märkte identifizieren und ansprechende Ertragsmodelle entwickeln, die von Flatrate- bis hin zu nutzungsabhängigen Gebühren reichen.
  3. Datenbasiertes Wertversprechen: Daten ermöglichen die Erweiterung bestehender Produkte oder Services um zusätzliche, datenbasierte Dienstleistungen, die einen Mehrwert für den Kunden schaffen.
  4. Individualisierung eines bestehenden Wertversprechens: Produkte oder Services können basierend auf Daten an die individuellen Bedürfnisse der Kunden angepasst werden, um eine maßgeschneiderte Erfahrung zu bieten.
  5. Neue datenbasierte Geschäftsmodelle: Unternehmen haben die Möglichkeit, durch die Nutzung von Daten und Analytics grundlegend neue Geschäftsmodelle zu entwickeln, die Werterzeugung, Wertversprechen und Werterfassung neu definieren.

Die Einbindung von Daten in die Entwicklung von Smart PSS eröffnet Unternehmen zahlreiche Möglichkeiten:

  • Entwicklung neuer Wertangebote: Die tiefe Analyse von Kundendaten hilft, verborgene Bedürfnisse zu erkennen und innovative, datenbasierte Services zu entwickeln, die das traditionelle Angebot ergänzen oder erweitern.
  • Optimierung von Entscheidungen: Datenbasierte Einsichten in das Kundenverhalten und Markttrends ermöglichen es Unternehmen, ihre Produktentwicklung, Marketingstrategien und operative Entscheidungen zu verfeinern.
  • Personalisierung der Kundenbeziehung: Durch die Nutzung individueller Kundendaten können Unternehmen personalisierte Erlebnisse schaffen, die die Kundenbindung stärken und die Kundenzufriedenheit erhöhen.

Bei der systematischen Entwicklung von Geschäftsmodellen für Smart PSS ist die strategische Nutzung von Daten unerlässlich. Sie ermöglicht es Unternehmen, flexibel auf Veränderungen zu reagieren, ihre Angebote kontinuierlich zu verbessern und neue Geschäftsmöglichkeiten zu erschließen. So können sie sich in einer digital vernetzten Welt erfolgreich positionieren und nachhaltige Wettbewerbsvorteile erzielen. Die systematische Integration von Daten in die Entwicklung von Geschäftsmodellen ist daher ein Schlüsselelement für Unternehmen, die im Zeitalter der Digitalisierung und des Wandels nicht nur überleben, sondern auch erfolgreich sein wollen.

Quelle: Schüritz, R., & Satzger, G. (2016). Patterns of data-infused business model innovation. In 2016 IEEE 18th Conference on Business Informatics (CBI) (Vol. 1, pp. 133-142). IEEE.

Grundlagen: Kundenorientierung und Wertversprechen

Im Zentrum der Entwicklung von smarten Produkt-Service-Systemen (Smart PSS) steht die Schaffung eines starken Kundenfokus. Durch die systematische Integration von Daten und Technologie können Unternehmen präzise auf die Bedürfnisse und Erwartungen ihrer Kunden eingehen, maßgeschneiderte Wertangebote entwickeln und unvergleichliche Kundenerlebnisse schaffen. Dieser Ansatz ermöglicht es, nicht nur die Kundenbindung zu stärken, sondern auch eine nachhaltige Differenzierung im Markt zu erreichen.

Die Grundlage für jedes erfolgreiche Geschäftsmodell, insbesondere für Smart PSS, ist ein tiefgehendes Verständnis der Bedürfnisse und Erwartungen der Kunden. Datenanalysen und Marktforschung spielen dabei eine entscheidende Rolle:

  • Datenanalysen ermöglichen es, aus dem Verhalten und den Präferenzen der Kunden tiefe Einsichten zu gewinnen. Durch die Analyse von Nutzungsdaten, Kundenfeedback und Interaktionsmustern können Unternehmen verborgene Bedürfnisse aufdecken und präzise verstehen, was ihre Kunden wirklich wünschen.
  • Marktforschung bietet zusätzliche Perspektiven durch direkte Kundenbefragungen, Fokusgruppen oder Marktstudien. Diese Methoden erlauben es, Trends zu erkennen, Kundenwünsche zu validieren und potenzielle Marktsegmente zu identifizieren.

Auf Basis dieser Erkenntnisse können Unternehmen ein klares und differenziertes Wertversprechen entwickeln. Ein effektives Wertversprechen kommuniziert den einzigartigen Nutzen, den das Unternehmen seinen Kunden bietet, und unterscheidet es von Wettbewerbern. Für Smart PSS bedeutet dies:

  • Die Entwicklung von integrierten Produkt- und Serviceangeboten, die genau auf die ermittelten Kundenbedürfnisse zugeschnitten sind.
  • Die Nutzung von Technologie und Daten, um nicht nur den Wert des physischen Produkts zu erhöhen, sondern auch um zusätzliche, datengestützte Services anzubieten, die das Kundenerlebnis bereichern.

Ein Schlüsselaspekt von Smart PSS ist die Fähigkeit, personalisierte Kundenerlebnisse zu gestalten. Durch die intelligente Nutzung von Kundendaten können Unternehmen individuell zugeschnittene Angebote und Interaktionen schaffen:

  • Personalisierung auf individueller Ebene, indem Produkte und Services basierend auf den spezifischen Präferenzen und dem Verhalten einzelner Kunden angepasst werden.
  • Proaktive Services, wie Predictive Maintenance oder personalisierte Empfehlungen, die auf vorherigen Interaktionen und analysierten Daten basieren, um die Kundenzufriedenheit zu steigern und Loyalität aufzubauen.
  • Nahtlose Kundenerfahrungen über verschiedene Kanäle und Touchpoints hinweg, die eine konsistente und positive Wahrnehmung der Marke sicherstellen.

Die Kundenorientierung und die Formulierung eines überzeugenden Wertversprechens sind zentrale Elemente bei der Entwicklung von sPSS. Durch die gezielte Analyse von Kundenbedürfnissen und die Schaffung personalisierter Erlebnisse können Unternehmen nicht nur die Zufriedenheit und Bindung ihrer Kunden erhöhen, sondern auch neue Wachstumsmöglichkeiten erschließen. Die systematische Nutzung von Daten und Technologie ermöglicht es, innovative Angebote zu schaffen, die den Anforderungen heutiger Kunden gerecht werden und gleichzeitig einen klaren Wettbewerbsvorteil bieten.

Baustein: Den Reifegrad eines Smart PSS-Geschäftsmodells bestimmen

Das Smart PSS Maturity Model dient als umfassendes Instrument zur Bewertung und Verbesserung der Reife von smarten Produkt-Service-Systemen innerhalb eines Unternehmens. Es zielt darauf ab, die Integration und Implementierung von Smart PSS zu optimieren, indem es die technologische Bereitschaft und die Fähigkeit eines Unternehmens bewertet, effektive smarte Dienstleistungen zu liefern und diese nahtlos in das Geschäftsmodell zu integrieren. Dieses Modell kann KMU helfen, ihre technologischen und serviceorientierten Angebote zu erweitern und zu verfeinern, um konkurrenzfähig zu bleiben und Kundenbedürfnisse effektiver zu erfüllen.

Überblick über Smart PSS-Reifegradmodell.

Anwendung des Smart PSS Maturity Models

Das Modell unterteilt sich in drei Hauptkategorien, die zusammen die Gesamtreife eines Smart PSS abbilden:

  1. Technische Befähiger (Smart Product): Diese Kategorie konzentriert sich auf die technischen Grundlagen und Fähigkeiten, die erforderlich sind, um ein Produkt „smart“ zu machen. Dazu gehören die Verfügbarkeit von Live-Daten, Automatisierung der Datenverarbeitung, Fernvernetzung und digitale Repräsentation des Produkts. Diese Dimensionen sind entscheidend, um die Grundlage für erweiterte Services und Funktionalitäten zu schaffen.
  2. Wertrealisierung (Smart Service): Hier wird bewertet, wie effektiv das Unternehmen in der Lage ist, durch die Nutzung der Produktfunktionen via Smart Services Mehrwert zu generieren. Es geht um die Smartness der Service-Features, analytische Komplexität, standardisierte Individualisierung und den Zugriff auf Kundendaten, um personalisierte und wertsteigernde Dienstleistungen anzubieten.
  3. Integration ins Geschäft (Produkt-Service-System): Diese Kategorie befasst sich mit der organisatorischen Einbettung und dem Geschäftsmodell des Smart PSS. Sie umfasst den Grad der Wertschöpfungskooperation, Wertaneignungsmechanismen, operationale Verantwortung und die Offenheit für die Integration von Drittanbietern.

Für die praktische Anwendung des Modells empfiehlt sich eine schrittweise Bewertung entlang dieser Kategorien. Unternehmen sollten beginnen, indem sie ihre technischen Befähiger evaluieren, gefolgt von einer Analyse der Wertrealisierung durch ihre Smart Services und abschließend die Integration dieser Services in das Geschäftsmodell untersuchen. Jede Dimension wird auf einer Skala von 0-100 bewertet, um eine differenzierte Einschätzung der aktuellen Reife und potenzieller Verbesserungsbereiche zu ermöglichen.

Nach der Bewertung aller Dimensionen nutzen Sie das Modell, um den Reifegrad Ihres Smart PSS zu ermitteln. Identifizieren Sie daraufhin spezifische Bereiche für Verbesserungen und entwickeln Sie Maßnahmen, um die Reife Ihres Smart PSS systematisch zu steigern. Das Smart PSS Maturity Model bietet eine strukturierte Methode, um die Komplexität von Smart PSS zu navigieren und gezielte Verbesserungen vorzunehmen. Durch regelmäßige Bewertungen und Anpassungen können Unternehmen sicherstellen, dass ihre Smart PSS-Lösungen kontinuierlich an neue Technologien, Marktbedürfnisse und Geschäftschancen angepasst werden.

Technische Befähiger

Die Kategorie „Technische Befähiger“ des Smart PSS Maturity Models fokussiert auf die technologischen Grundlagen und Voraussetzungen, die notwendig sind, um ein Produkt intelligent zu gestalten und als Basis für smarte Dienstleistungen zu dienen. Diese Kategorie ist von entscheidender Bedeutung, da sie die infrastrukturellen und technischen Fähigkeiten eines Unternehmens bewertet, um effektive Smart PSS anzubieten. Hier wird im Detail auf die vier enthaltenen Dimensionen eingegangen:

1. Verfügbarkeit von Echtzeitdaten

Die Verfügbarkeit von Echtzeitdaten bezieht sich auf das Ausmaß, in dem kontinuierlich Daten von Sensoren oder anderen Quellen erfasst und für die Analyse und Verarbeitung bereitgestellt werden können. Diese Daten sind die Grundlage für die Funktionalität und den Mehrwert von Smart PSS.

  • 0 Punkte: Keine Live-Daten sind fernzugänglich. Das Produkt kann keine Daten in Echtzeit erfassen oder übermitteln.
  • 50 Punkte: Daten werden periodisch erfasst und sind mit Verzögerungen verfügbar. Das System kann in bestimmten Intervallen Daten erfassen, allerdings nicht in Echtzeit.
  • 100 Punkte: Kontinuierliche und hochfrequente Verfügbarkeit von Daten. Das Produkt ist in der Lage, nahezu in Echtzeit umfangreiche Datenmengen zu erfassen und bereitzustellen.

2. Automatisierung der Datenverarbeitung

Diese Dimension bewertet, inwiefern erfasste Daten automatisch verarbeitet werden – von der Reinigung und Strukturierung der Daten bis hin zur Ableitung von Informationen und Erkenntnissen.

  • 0 Punkte: Die Verarbeitung von Daten ist nicht implementiert. Daten müssen manuell analysiert und interpretiert werden.
  • 50 Punkte: Teilweise Automatisierung der Datenverarbeitung. Einige Prozesse laufen automatisch ab, während andere manuelle Eingriffe erfordern.
  • 100 Punkte: Vollständige Automatisierung der Datenverarbeitung. Alle Schritte von der Datenerfassung bis zur Informationsgenerierung sind automatisiert.

3. Fernvernetzung

Die Fähigkeit, eine stabile und zuverlässige Fernverbindung zu unterhalten, ist essentiell für Smart PSS, um Datenübertragungen zu ermöglichen und Fernsteuerung oder -wartung zu realisieren.

  • 0 Punkte: Keine Fernverbindung möglich. Das Produkt kann keine Daten übertragen oder von außen gesteuert werden.
  • 50 Punkte: Eingeschränkte Fernverbindung mit mittlerer Latenz und Zuverlässigkeit. Verbindungen sind möglich, aber mit Einschränkungen hinsichtlich Geschwindigkeit und Stabilität.
  • 100 Punkte: Hochleistungsfähige Fernverbindung mit niedriger Latenz, hoher Zuverlässigkeit und hohem Durchsatz, die eine nahtlose Kommunikation und Steuerung ermöglicht.

4. Digitale Repräsentation des Produkts

Diese Dimension bezieht sich auf das Vorhandensein und die Qualität eines digitalen Zwillings oder einer anderen Form der digitalen Repräsentation, die es erlaubt, das physische Produkt im digitalen Raum abzubilden und Interaktionen zwischen beiden zu ermöglichen.

  • 0 Punkte: Keine digitale Repräsentation des Produkts vorhanden. Das Produkt hat keine virtuelle Entsprechung, die für Analysen oder Simulationen genutzt werden könnte.
  • 50 Punkte: Einfache digitale Repräsentation verfügbar. Es existiert ein Basis-Modell des Produkts für einfache Visualisierungen oder Dokumentationen.
  • 100 Punkte: Vollständige und dynamische digitale Repräsentation. Ein digitaler Zwilling ermöglicht die bidirektionale, kontinuierliche Kommunikation und Interaktion zwischen physischem Produkt und digitalem Modell.

Die Bewertung in jeder dieser Dimensionen bietet KMU ein klares Bild davon, wie weit ihre Produkte und Systeme in Bezug auf die technischen Voraussetzungen für Smart PSS entwickelt sind. Sie hilft Unternehmen, gezielte Investitionen und Verbesserungen vorzunehmen, um die technologische Basis ihrer Smart PSS-Lösungen zu stärken.

Wertrealisierung

Die Kategorie „Wertrealisierung“ im Smart PSS Maturity Model konzentriert sich darauf, wie Unternehmen durch smarte Dienstleistungen, die auf den technischen Fähigkeiten des Produkts aufbauen, Mehrwert schaffen. Diese Kategorie ist essenziell, da sie direkt mit der Fähigkeit eines Unternehmens zusammenhängt, innovative Dienstleistungen zu entwickeln, die über traditionelle Angebote hinausgehen und echten Nutzen für den Kunden bieten. Im Folgenden werden die vier Dimensionen dieser Kategorie mit beispielhaften Ausprägungen detailliert beschrieben:

5. Smartness der Service-Features

Diese Dimension bewertet, inwieweit die smarten Services eines Unternehmens autonom handeln können, um die Nutzung des Produkts zu überwachen, zu steuern und zu optimieren.

  • 0 Punkte: Kein zusätzlicher Wert wird durch die Nutzung der Produktfähigkeiten via smarte Dienstleistungen geboten.
  • 50 Punkte: Dienstleistungen bieten grundlegende Überwachungs- und Steuerungsfunktionen, erfordern jedoch signifikante manuelle Eingriffe.
  • 100 Punkte: Integrierte Service-Features ermöglichen eine autonome Überwachung, Steuerung und Optimierung der Produktnutzung, ohne dass der Benutzer eingreifen muss.

6. Analytische Komplexität

Diese Dimension misst die Tiefe und Komplexität der Datenanalyse, die zur Unterstützung der smarten Services angewandt wird, einschließlich beschreibender, diagnostischer, prädiktiver und präskriptiver Analytik.

  • 0 Punkte: Keine Analysen werden auf die erfassten Daten angewendet.
  • 50 Punkte: Beschreibende Analysen werden genutzt, um vergangene und aktuelle Daten zu verstehen, ohne zukünftige Ereignisse oder Handlungen vorherzusagen.
  • 100 Punkte: Eine Kombination aus beschreibenden, diagnostischen, prädiktiven und präskriptiven Analysen wird genutzt, um umfassende Einblicke zu gewinnen und autonome Entscheidungen zu treffen.

7. Standardisierte Individualisierung

Bewertet wird, inwieweit smarte Dienstleistungen kundenindividuell angepasst werden können, während gleichzeitig ein hoher Grad an Standardisierung beibehalten wird, um Effizienz und Skalierbarkeit zu gewährleisten.

  • 0 Punkte: Jede smarte Dienstleistung wird individuell für den jeweiligen Nutzer entworfen und entwickelt.
  • 50 Punkte: Es gibt einige standardisierte Module oder Komponenten, aber die Dienstleistungen erfordern noch erhebliche Anpassungen für jeden Kunden.
  • 100 Punkte: Smarte Dienstleistungen werden durch modularisierte und automatisierte Konfigurationssysteme bereitgestellt, die eine hohe Individualisierung bei minimalen Anpassungskosten ermöglichen.

8. Zugriffserlaubnis auf Kundendaten

Diese Dimension betrachtet, in welchem Umfang smarte Dienstleistungen auf individuelle Live-Daten der Nutzer zugreifen können, um personalisierte Erfahrungen und Optimierungen anzubieten.

  • 0 Punkte: Smarte Dienstleistungen werden ausschließlich mit Testdaten entwickelt, ohne Zugriff auf reale Nutzerdaten.
  • 50 Punkte: Begrenzter Zugriff auf Kundendaten ist möglich, aber es bestehen Einschränkungen in Bezug auf die Datennutzung und -verarbeitung.
  • 100 Punkte: Vollständiger Zugriff auf individuelle Live-Daten der Nutzer ist möglich und wird genutzt, um die Dienstleistungen kontinuierlich zu personalisieren und zu optimieren.

Durch die Bewertung dieser Dimensionen können Unternehmen erkennen, wie weit sie in der Entwicklung und Bereitstellung von wertsteigernden smarten Dienstleistungen fortgeschritten sind. Dies hilft nicht nur dabei, bestehende Angebote zu verbessern, sondern auch neue Möglichkeiten für innovative Services zu identifizieren, die den Kundennutzen erhöhen und das Geschäftsmodell stärken.

Integration ins Geschäft

Die Kategorie „Integration ins Geschäft“ des Smart PSS Maturity Models fokussiert auf die organisatorischen Aspekte der Implementierung von smarten Produkt-Service-Systemen. Sie untersucht, wie gut Smart PSS in das Geschäftsmodell eines Unternehmens integriert sind und wie diese Integration zur Schaffung und Erfassung von Wert beiträgt. Dies ist besonders für KMU relevant, da eine erfolgreiche Integration entscheidend für die Realisierung der vollen Potenziale von Smart PSS und die Erzielung nachhaltiger Wettbewerbsvorteile ist. Im Folgenden werden die vier Dimensionen dieser Kategorie mit beispielhaften Ausprägungen detailliert beschrieben:

9. Grad der Wertschöpfungskooperation

Diese Dimension bewertet, inwieweit Kunden und Nutzer in den Wertschöpfungsprozess eingebunden sind und wie diese Zusammenarbeit zur gemeinsamen Wertschöpfung beiträgt.

  • 0 Punkte: Nutzer des Produkts sind nicht in den Wertschöpfungsprozess eingebunden; der Anbieter ist nicht im Nutzungsprozess beteiligt.
  • 50 Punkte: Es gibt erste Ansätze zur Einbindung der Nutzer in den Wertschöpfungsprozess, beispielsweise durch Feedback-Schleifen oder personalisierte Angebote.
  • 100 Punkte: Es besteht eine hochgradige Interaktion und ein geteilter Zugang zu Prozessen/Verhaltensweisen sowie eine geteilte Entscheidungsmacht zwischen Anbietern und Nutzern, was zu einer intensiven Wertschöpfungskooperation führt.

10. Wertaneignungsmechanismus

Diese Dimension untersucht, wie der durch Smart PSS generierte Mehrwert unter den Stakeholdern verteilt wird, einschließlich der verwendeten Erlösmodelle.

  • 0 Punkte: Die Wertaneignung konzentriert sich ausschließlich auf produktorientierte Ansätze.
  • 50 Punkte: Es gibt erste Ansätze zur Nutzung von Dienstleistungsorientierten oder nutzungsbasierten Erlösmodellen, allerdings sind diese nicht umfassend implementiert.
  • 100 Punkte: Fortgeschrittene, dienstleistungs- oder ergebnisorientierte Erlösmodelle werden genutzt, um den generierten Mehrwert gerecht unter den Stakeholdern zu verteilen.

11. Operationale Verantwortung

Bewertet wird, in welchem Maße der Anbieter des Smart PSS Verantwortung für den Betrieb und die Ergebnisse des Systems übernimmt.

  • 0 Punkte: Nach der „Auslieferung“ des Produkts übernimmt der Anbieter keine Verantwortung für den Betrieb.
  • 50 Punkte: Der Anbieter bietet begrenzten Support und Wartungsdienstleistungen, allerdings ohne umfassende Verantwortung für die Nutzung oder die Ergebnisse.
  • 100 Punkte: Der Anbieter begleitet den Nutzer vor, während und nach der Nutzung der Lösung und übernimmt vollständige Verantwortung für die Lieferung von Ergebnissen und die Produktivität des Systems.

12. Offenheit gegenüber Drittanbietern

Diese Dimension misst, in welchem Ausmaß ein Unternehmen offen für die Teilnahme von Drittanbietern im Wertschöpfungsnetzwerk seines Smart PSS ist.

  • 0 Punkte: Drittanbieter können nicht an der Wertschöpfung teilnehmen; das Ökosystem ist geschlossen.
  • 50 Punkte: Es gibt begrenzte Möglichkeiten für Drittanbieter, sich einzubringen, jedoch unter strengen Vorgaben und mit begrenztem Zugang.
  • 100 Punkte: Das Unternehmen zeigt eine hohe Offenheit für Drittanbieter, ermöglicht deren aktive Teilnahme am Ökosystem und fördert so Innovation und Mehrwert für alle Beteiligten.

Durch die detaillierte Bewertung dieser Dimensionen können KMU verstehen, wie gut ihr Smart PSS in das Geschäftsmodell integriert ist und wo Verbesserungspotenziale liegen. Diese Einsichten sind entscheidend für die Entwicklung einer Strategie zur systematischen Verbesserung der Integration und zur Maximierung des Wertschöpfungspotenzials von Smart PSS.

Quelle: Heinz, D., Benz, C., Silbernagel, R., Molins, B., Satzger, G., & Lanza, G. (2022). A maturity model for smart product-service systems. Procedia CIRP, 107, 113-118.

Baustein: Klassifikationsschema für Smart PSS-Geschäftsmodelle

Das Klassifikationsschema für Smart PSS-Geschäftsmodelle dient als strukturiertes Instrument zur Analyse und Einordnung von Geschäftsmodellen im Bereich der smarten Produkt-Service-Systeme. Es bietet Unternehmen eine systematische Methode, um die Komplexität und Vielfalt von Smart PSS-Angeboten zu verstehen und ihre eigenen Geschäftsmodelle entsprechend zu entwickeln oder anzupassen. Dieses Schema berücksichtigt sowohl die technologischen Aspekte der Smart Products als auch die serviceorientierten Komponenten, die zusammen ein umfassendes Wertangebot für den Kunden bilden.

Klassifikationsschema für Smart PSS-Geschäftsmodelle.

Anwendung des Klassifikationsschemas

Das Klassifikationsschema wird in mehreren Schritten angewandt, um bestehende oder geplante Smart PSS-Geschäftsmodelle systematisch zu bewerten:

  1. Analyse der Innovationstypen: Unternehmen beginnen mit der Bewertung ihrer Smart PSS-Angebote hinsichtlich des Innovationstyps, um festzustellen, ob es sich um inkrementelle Verbesserungen, zusätzliche Funktionalitäten oder radikal neue Angebote handelt.
  2. Bewertung der Smart Service-Ergebnisse: Anschließend analysieren Unternehmen die Ergebnisse ihrer Smart Services in Bezug auf Transparenz, Optimierung, Fernsteuerung und Autonomie, um den Mehrwert zu bestimmen, den ihre Smart PSS für die Nutzer generieren.
  3. Identifikation der Serviceanbieter und Zielnutzer: Unternehmen klassifizieren die Akteure in ihrem Smart PSS-Ökosystem, einschließlich der Serviceanbieter und Zielnutzer, um die Beziehungen und Interaktionen innerhalb des Systems besser zu verstehen.
  4. Einschätzung der analytischen Fähigkeiten: Die Fähigkeit, Daten zu analysieren und darauf basierend Handlungen zu empfehlen oder auszuführen, wird bewertet, um die Tiefe der Datennutzung und den Grad der Intelligenz der Smart Services zu bestimmen.
  5. Beurteilung der Handlungsoptionen und Informationsbereitstellung: Unternehmen betrachten, wie ihre Smart PSS handeln (physisch, digital, prozessauslösend) und wie Informationen an die Nutzer bereitgestellt werden (Push, Pull), um die Interaktivität und Benutzerfreundlichkeit ihrer Angebote zu evaluieren.

Durch die Anwendung dieses Klassifikationsschemas können KMU eine klare Vorstellung von der aktuellen Positionierung ihrer Smart PSS-Angebote erhalten und Bereiche für strategische Verbesserungen identifizieren. Dies erleichtert die Priorisierung von Entwicklungsmaßnahmen, die Ausrichtung auf Marktanforderungen und die Differenzierung von Wettbewerbern. Dabei werden die Dimensionen Innovationstyp, Smart Service-Ergebnis, Serviceanbieter, Zielnutzer, analytische Fähigkeiten, Handlungsoptionen und Informationsbereitstellung betrachtet.

Dimension 1: Innovationstyp

Der Innovationstyp ist entscheidend, um das Ausmaß der Neuartigkeit eines Smart PSS-Geschäftsmodells zu verstehen. Diese Dimension hilft KMU einzuschätzen, wie ihr Angebot im Vergleich zu existierenden Lösungen positioniert ist.

  • Inkrementelle Verbesserungen: Diese Kategorie umfasst Smart PSS, die bestehende Produkte oder Dienstleistungen durch digitale Technologien ergänzen, um Effizienz, Benutzerfreundlichkeit oder Leistung zu steigern. Beispielsweise könnte ein herkömmlicher Staubsauger mit einer App für Wartungserinnerungen oder Nutzungsstatistiken ergänzt werden.
  • Zusätzliche Funktionalitäten: Hier werden Smart PSS eingeordnet, die über den ursprünglichen Nutzungszweck hinausgehen und dem Nutzer neue Funktionen bieten. Ein Beispiel wäre ein Kühlschrank, der nicht nur Lebensmittel kühlt, sondern auch deren Haltbarkeit überwacht und automatisch Nachbestellungen vorschlägt.
  • Radikal neue Angebote: Diese Kategorie beinhaltet Smart PSS, die ein völlig neues Wertangebot schaffen und oft die Art und Weise, wie eine Dienstleistung erbracht oder ein Produkt genutzt wird, grundlegend verändern. Ein Beispiel hierfür wäre eine vernetzte Plattform für Smart Homes, die eine zentrale Steuerung aller vernetzten Geräte im Haus ermöglicht und dadurch das Wohnen smarter und effizienter macht.

Dimension 2: Smart Service-Ergebnis

Das Smart Service-Ergebnis beschreibt den konkreten Mehrwert, den Smart PSS für den Nutzer generieren. Diese Dimension ermöglicht es Unternehmen, die Zielsetzung ihrer Smart Services zu definieren und deren Impact zu bewerten.

  • Transparenz: Erhöht das Verständnis und die Einsicht in bestimmte Prozesse oder Zustände. Ein Smart PSS könnte etwa in Echtzeit Informationen über den Energieverbrauch eines Gebäudes liefern und so zu einem bewussteren Energieeinsatz beitragen.
  • Optimierung: Nutzt die durch Smart Services gewonnenen Daten, um Prozesse zu verbessern. Dies könnte die automatische Anpassung von Produktionsprozessen in einer Fabrik umfassen, um Ressourcen effizienter zu nutzen.
  • Fernsteuerung: Ermöglicht die Kontrolle oder Anpassung des Smart Products aus der Ferne. Ein Anwendungsfall wäre die Fernwartung von Maschinen, die Ausfallzeiten minimiert und die Wartungseffizienz steigert.
  • Autonomie: Bezieht sich auf Smart PSS, die eigenständig Entscheidungen treffen und Handlungen ausführen können, basierend auf den gesammelten und analysierten Daten. Beispiele hierfür sind autonome Fahrzeuge, die selbstständig navigieren und Verkehrssituationen bewältigen.

Dimension 3: Serviceanbieter

Diese Dimension identifiziert, wer die Smart Services anbietet und welche Rolle der Anbieter im Ökosystem spielt. Dies hilft KMU, ihre Positionierung und Partnerschaften im Smart PSS-Umfeld zu verstehen.

  • Smart Product-Hersteller: Unternehmen, die sowohl das physische Produkt als auch die zugehörigen Smart Services entwickeln und anbieten.
  • Retrofit-Anbieter: Dienstleister, die bestehende Produkte mit Smart Technologies nachrüsten, um diese in ein Smart PSS zu integrieren.
  • Smart Product-Betreiber: Akteure, die für den Betrieb und die Wartung von Smart Products verantwortlich sind und zugehörige Services anbieten.
  • Externe Partner: Unternehmen oder Organisationen, die ergänzende Dienstleistungen oder Technologien bereitstellen, welche die Funktionalität oder den Wert des Smart PSS erweitern.

Dimension 4: Zielnutzer

Die Identifikation der Zielnutzer hilft KMU zu verstehen, für wen die Smart Services primär Wert schaffen. Diese Dimension fokussiert auf die Hauptnutzergruppen, die von den Smart PSS profitieren.

  • Smart Product-Nutzer: Endbenutzer, die direkt mit dem Smart Product interagieren und von den smarten Funktionen profitieren. Dies kann die Bedienung, Überwachung oder Optimierung des Produkts umfassen, um dessen Nutzungserfahrung zu verbessern.
  • Smart Product-Anbieter: Unternehmen oder Organisationen, die das Smart Product bereitstellen und unterstützen. Sie nutzen Smart Services, um Einblicke in die Produktleistung zu erhalten, Wartung zu vereinfachen oder zusätzliche Dienstleistungen anzubieten.
  • Externe Akteure: Dritte Parteien, die indirekt vom Smart PSS profitieren, wie z.B. Wartungsdienstleister, Versicherungen oder Behörden, die auf Daten oder Funktionen des Systems zugreifen, um ihre eigenen Dienstleistungen oder Aufgaben zu optimieren.

Dimension 5: Analytische Fähigkeiten

Die analytischen Fähigkeiten eines Smart PSS bestimmen, wie Daten verarbeitet und genutzt werden, um Einsichten zu generieren und Aktionen zu empfehlen oder automatisch auszuführen.

  • Beschreibend (Descriptive): Sammelt und präsentiert Daten, um Nutzern einen Überblick über den aktuellen Zustand oder vergangene Ereignisse zu geben. Dies kann die Darstellung von Verbrauchsstatistiken oder Leistungsberichten umfassen.
  • Diagnostisch (Diagnostic): Analysiert Daten, um Ursachen für bestimmte Zustände oder Ereignisse zu identifizieren. Dies kann helfen, Probleme zu erkennen oder Chancen für Verbesserungen aufzuzeigen.
  • Prädiktiv (Predictive): Nutzt historische Daten, um zukünftige Ereignisse oder Zustände vorherzusagen. Dies kann für vorbeugende Wartung oder zur Optimierung von Betriebsabläufen eingesetzt werden.
  • Präskriptiv (Prescriptive): Geht über prädiktive Analysen hinaus, indem es Handlungsempfehlungen bietet oder automatische Anpassungen vornimmt, basierend auf den Vorhersagen und definierten Zielen.

Dimension 6: Handlungsoptionen

Die Handlungsoptionen beschreiben, wie ein Smart PSS auf Basis der gesammelten Daten und Analysen agiert, um den Wert für den Nutzer zu maximieren.

  • Physisch: Beinhaltet direkte, physische Aktionen, die durch das Smart PSS ausgeführt werden, wie die automatische Anpassung von Geräteeinstellungen oder die Auslösung physischer Prozesse.
  • Digital: Umfasst digitale Aktionen, wie die Aktualisierung von Software, das Senden von Benachrichtigungen oder die Anpassung digitaler Schnittstellen basierend auf Nutzerverhalten oder -präferenzen.
  • Prozessauslösend: Löst spezifische Prozesse oder Workflows aus, die außerhalb des direkten Kontrollbereichs des Smart PSS liegen, beispielsweise die Bestellung von Ersatzteilen bei niedrigem Lagerbestand.
  • Keine: In einigen Fällen bietet das Smart PSS möglicherweise keine direkten Handlungsoptionen, sondern konzentriert sich ausschließlich auf die Bereitstellung von Informationen oder Einsichten.

Dimension 7: Informationsbereitstellung

Die Art und Weise, wie Informationen an die Nutzer bereitgestellt werden, ist ein entscheidender Aspekt bei der Gestaltung von Smart PSS. Diese Dimension fokussiert auf die Mechanismen der Informationsübermittlung.

  • Push: Informationen werden aktiv an den Nutzer gesendet, oft basierend auf vordefinierten Regeln oder Ereignissen. Dies kann Benachrichtigungen auf einem Smartphone oder Alarme beinhalten, die auf kritische Zustände oder Chancen hinweisen.
  • Pull: Nutzer holen sich Informationen bei Bedarf selbst, etwa durch Abfragen eines Systems oder den Zugriff auf ein Dashboard. Diese Methode ermöglicht es dem Nutzer, Informationen nach eigenem Ermessen und Zeitplan zu erhalten.
  • Keine: In einigen Fällen kann das Smart PSS so konfiguriert sein, dass es keine direkte Informationsbereitstellung an den Nutzer vorsieht, besonders wenn der Fokus auf automatisierten Prozessen liegt, bei denen Nutzereingriffe nicht erforderlich sind.

Praktische Beispiele zur Illustration des Klassifikationsschemas

Kimberly-Clark’s smarte Seifenspender

Kimberly-Clark hat in seinen Seifenspendern Sensoren und Kommunikationstechnologien integriert, um den Füllstand der Seife zu überwachen. Dieser Smart Service fällt in die Kategorie der inkrementellen Verbesserungen, da er die Hauptwertversprechen – die Bereitstellung von Reinigungsprodukten – durch die Optimierung der Wartungsplanung aufgrund des tatsächlichen Verbrauchs erweitert. Der Service liefert Transparenz für Facility-Manager durch Push-Benachrichtigungen, wenn eine Nachfüllung notwendig wird. Als Anbieter des Smart Services agiert der Smart-Produkt-Hersteller direkt, was eine enge Integration von Produkt und Service ermöglicht.

Praxisbeispiel: Kimberly-Clark’s smarte Seifenspender.

ITI Sistemi’s autonome HVAC-Kontrolle

In Zusammenarbeit mit einer italienischen Regierungsbehörde entwickelte ITI Sistemi einen Smart Service zur Optimierung des Ressourceneinsatzes in Bürogebäuden. Der Service verwendet Sensoren, um die Belegung von Konferenzräumen zu überwachen und das Heizungs-, Lüftungs- und Klimasystem (HVAC) bei Nichtnutzung automatisch abzuschalten. Dieses Angebot wird als neue Funktionalität klassifiziert, da es eine wesentliche Änderung in den Nutzungsprozessen durch Automatisierung darstellt und so Energieeinsparungen ermöglicht. Als Dienstleistungsanbieter fungiert hier ein Retrofit-Supplier, der die bestehende Infrastruktur mit smarter Technologie nachrüstet, ohne dass die Agentur und ihr Personal direkt in den Prozess eingebunden sind.

ITI Sistemi’s autonome HVAC-Kontrolle.

Airbus und Accenture’s Montageunterstützung mit Augmented Reality-Brillen

Airbus nutzt in Partnerschaft mit Accenture Augmented Reality-Brillen, um seine Montageprozesse zu vereinfachen. Diese Brillen projizieren Informationen direkt ins Sichtfeld der Arbeiter und identifizieren mithilfe diagnostischer Fähigkeiten relevante Montagepunkte. Dieser Smart Service gilt als radikal neues Angebot, da er die primäre Wertversprechung – die Montageeffizienz – durch die Bereitstellung einer innovativen Augmented-Reality-Lösung grundlegend verändert. Der Service liefert eine erweiterte Transparenz des Montageprozesses und ermöglicht eine Optimierung durch kontinuierliches Training. Als Dienstleistungsanbieter agiert hier ein externer Partner, der die Technologie bereitstellt und in den Montageprozess integriert.

Airbus und Accenture’s Montageunterstützung mit Augmented Reality-Brillen.

Diese Beispiele demonstrieren die Vielseitigkeit und Anwendbarkeit des Klassifikationsschemas für Smart PSS-Geschäftsmodelle. Sie zeigen, wie Unternehmen unterschiedliche Innovationsarten, Smart Service-Ergebnisse und Rollen im Ökosystem nutzen können, um Mehrwert für ihre Kunden zu schaffen. Vom inkrementellen Verbessern bestehender Dienstleistungen über die Einführung neuer Funktionalitäten bis hin zur Schaffung radikal neuer Angebote – das Klassifikationsschema hilft dabei, die strategische Ausrichtung und die spezifischen Charakteristiken von Smart Services systematisch zu erfassen und zu analysieren. Damit bietet es einen wertvollen Rahmen für die Entwicklung, Bewertung und Verbesserung von Smart PSS-Geschäftsmodellen, insbesondere für KMU, die in einer zunehmend vernetzten und digitalisierten Wirtschaft erfolgreich sein möchten.

Quelle: Heinz, D., Luchner, P., Benz, C., & Fassnacht, M. (2023). Value Propositions in the Internet of Things: A Taxonomy of B2B Smart Services. In 2023 IEEE 25th Conference on Business Informatics (CBI). IEEE.

Baustein: Archetypische Entwicklungspfade in der Entwicklung neuer Smart PSS-Geschäftsmodelle

Der Entwicklungsprozess neuer Smart Product-Service Systems (Smart PSS) in KMUs kann anhand verschiedener archetypischer Entwicklungspfade verstanden werden. Diese Pfade reflektieren die typischen Phasen oder Muster, die Unternehmen durchlaufen, wenn sie ihre Smart PSS-Geschäftsmodelle entwickeln und verfeinern. Die Identifizierung dieser Pfade unterstützt KMUs bei der strategischen Planung und Implementierung ihrer Smart PSS, indem sie Orientierung bieten und potenzielle Fallstricke aufzeigen.

Archetypische Entwicklungspfade in der Entwicklung neuer Smart PSS-Geschäftsmodelle.

Archetyp A: Erhöhte operationale Produktivität

Am Anfang der Entwicklung steht oft der Archetyp der erhöhten operationalen Produktivität. Unternehmen beginnen typischerweise mit der Integration intelligenter Technologien in ihre Produkte, um deren Effizienz und Leistung zu verbessern. Dies kann durch die Implementierung einfacher Sensoren und Datenanalytik erreicht werden, um die Wartung zu optimieren und Ausfallzeiten zu reduzieren. Beispielsweise könnten KMUs in der Fertigungsindustrie beginnen, ihre Maschinen mit Sensoren auszustatten, um den Zustand in Echtzeit zu überwachen und vorbeugende Wartungsarbeiten durchzuführen.

Praxisbeispiel: Smarte Wartung in der Fertigungsindustrie. Ein mittelständischer Hersteller von CNC-Maschinen rüstet seine Produkte mit IoT-Sensoren nach, um Temperatur, Vibration und Energieverbrauch in Echtzeit zu überwachen. Die gesammelten Daten werden genutzt, um die Maschinenleistung zu analysieren und vorbeugende Wartungsempfehlungen zu geben. Dies führt zu einer Verringerung ungeplanter Ausfallzeiten um 30% und einer Verlängerung der Lebensdauer der Maschinen um 20%. Durch die Implementierung dieser Smart Services konnte das Unternehmen nicht nur die Kundenzufriedenheit steigern, sondern auch neue Geschäftsmodelle entwickeln, wie z.B. wartungsbasierte Abonnementdienste.

Archetyp B: Retrofitting Upgrade

Als nächstes kommt der Retrofitting Upgrade-Pfad. Hier erweitern Unternehmen die Funktionalität bestehender Produkte durch Nachrüstung mit intelligenten Komponenten. Dies ist besonders relevant für KMUs, die über eine beträchtliche Anzahl an Legacy-Systemen verfügen und diese modernisieren möchten, ohne in vollständig neue Systeme zu investieren. Durch das Hinzufügen intelligenter Funktionen können diese Unternehmen den Wert ihrer bestehenden Produkte steigern und neue Dienstleistungen oder Geschäftsmodelle entwickeln.

Praxisbeispiel: Nachrüstung intelligenter Funktionen in Landwirtschaftsmaschinen. Ein Landmaschinenhersteller bietet seinen Kunden ein Retrofit-Kit an, das ältere Traktoren und Erntemaschinen mit Smart-Technologien nachrüstet. Das Kit umfasst Sensoren für Bodenfeuchtigkeit, Pflanzengesundheit und Wetterbedingungen, die mit einem zentralen Steuerungssystem verbunden sind. Landwirte können so ihre Anbaustrategien optimieren, die Ernteerträge steigern und den Einsatz von Düngemitteln und Wasser reduzieren. Die Einführung des Retrofit-Kits hat es dem Unternehmen ermöglicht, seine Marktposition in einem zunehmend wettbewerbsorientierten Umfeld zu stärken, indem es bestehenden Kunden Mehrwert bietet und neue Kundensegmente erschließt.

Archetyp C: Strategische Anbieter-Einblicke

Mit fortschreitender Reife des Smart PSS beginnen Unternehmen, tiefere Einblicke in die gesammelten Daten zu gewinnen und diese zur Formulierung strategischer Entscheidungen zu nutzen. Dieser Pfad umfasst die Nutzung von Datenanalytik, um Muster und Trends zu erkennen, die für die Verbesserung des Produktdesigns, der Produktionsprozesse und der Kundenerfahrung genutzt werden können. Für KMUs bedeutet dies oft eine enge Zusammenarbeit mit Technologiepartnern oder die Investition in eigene Datenanalysekompetenzen.

Praxisbeispiel: Datengesteuerte Produktverbesserung bei Baumaschinen. Ein Hersteller von Baumaschinen implementiert ein System zur Erfassung und Analyse von Nutzungsdaten seiner Geräte. Durch die Auswertung dieser Daten kann das Unternehmen erkennen, welche Funktionen am häufigsten genutzt werden und welche Wartungsprobleme auftreten. Auf Basis dieser Erkenntnisse werden die Maschinen kontinuierlich verbessert, was zu einer erhöhten Leistungsfähigkeit und geringeren Ausfallzeiten führt. Darüber hinaus ermöglichen die gewonnenen Einblicke die Entwicklung neuer Dienstleistungen, wie z.B. personalisierte Wartungspläne, die speziell auf die Anforderungen und Nutzungsmuster der Kunden zugeschnitten sind.

Archetyp D: Integriertes Fernmanagement

Auf diesem Entwicklungspfad implementieren Unternehmen fortgeschrittene Fernverwaltungs- und Steuerungssysteme für ihre Produkte. Dies ermöglicht es, Produkte und Dienstleistungen aus der Ferne zu überwachen, zu steuern und zu optimieren, was zu verbesserten Betriebsabläufen und Kundenservice führt. Für KMUs kann dies beispielsweise die Einführung von Cloud-basierten Plattformen für das Flottenmanagement oder die Fernwartung von Geräten beinhalten.

Praxisbeispiel: Fernüberwachung und -steuerung von Windkraftanlagen. Ein Anbieter von Windkraftanlagen bietet seinen Kunden eine Plattform für das integrierte Fernmanagement an. Diese Plattform ermöglicht die Überwachung der Leistung der Turbinen in Echtzeit, die frühzeitige Erkennung von Problemen und die Fernsteuerung der Anlagen zur Optimierung der Energieerzeugung. Durch den Einsatz dieser Technologie können Betreiber von Windparks die Effizienz ihrer Anlagen steigern, Ausfallzeiten reduzieren und die Energieproduktion an die aktuellen Marktbedingungen anpassen. Die Möglichkeit, auf umfassende Leistungsdaten zuzugreifen und darauf basierende Entscheidungen zu treffen, bietet einen erheblichen Wettbewerbsvorteil und trägt zur Stärkung der Position des Anbieters im Markt für erneuerbare Energien bei.

Archetyp E: Intelligente autonome Operation

Der fortschrittlichste Pfad ist die Entwicklung hin zu vollständig autonomen Smart PSS, die selbstständig Entscheidungen treffen und Aktionen ausführen können, basierend auf den gesammelten Daten und vordefinierten Algorithmen. Dieser Pfad repräsentiert die Spitze der Smart PSS-Entwicklung und erfordert erhebliche Investitionen in Technologie, Forschung und Entwicklung. Für KMUs kann dies eine langfristige Zielsetzung sein, die durch schrittweise Verbesserungen und die Integration fortschrittlicher KI- und Maschinenlernfähigkeiten erreicht wird.

Praxisbeispiel: Autonome Überwachungsdrohnen für die Landwirtschaft. Ein Unternehmen entwickelt ein System autonomer Drohnen zur Überwachung landwirtschaftlicher Flächen. Diese Drohnen können eigenständig Flugrouten planen und anpassen, um optimale Bilder und Daten über den Zustand der Kulturen zu sammeln. Die gesammelten Daten werden dann analysiert, um präzise Empfehlungen für Bewässerung, Düngung oder Schädlingsbekämpfung zu geben. Die Fähigkeit dieser Drohnen, autonom zu operieren, ermöglicht es den Landwirten, ihre Ressourcen effizienter zu nutzen und die Ernteerträge zu maximieren.

Zusammenfassung

Die beschriebenen Archetypen von Smart PSS-Geschäftsmodellen illustrieren den progressiven Weg der digitalen Transformation in Unternehmen. Jeder Archetyp repräsentiert einen signifikanten Schritt in der Evolution intelligenter Produkte und Dienstleistungen, beginnend bei der Verbesserung der operativen Effizienz bis hin zur vollen autonomen Operation.

Für KMUs bieten diese Archetypen nicht nur eine Blaupause für die Entwicklung und Implementierung eigener Smart PSS-Angebote, sondern auch eine Orientierungshilfe, um die Potenziale und Herausforderungen der digitalen Transformation zu navigieren. Die praktischen Beispiele unterstreichen die Vielfalt der Anwendungsmöglichkeiten und das transformative Potenzial von Smart PSS, das weit über traditionelle Geschäftsmodelle hinausgeht.

In der zukünftigen Entwicklung von Smart PSS-Geschäftsmodellen ist es entscheidend, die Interdependenzen zwischen den verschiedenen Archetypen zu erkennen und zu nutzen. Dies erfordert nicht nur technologische Expertise, sondern auch strategisches Denken und eine enge Zusammenarbeit innerhalb des Ökosystems aus Anbietern, Partnern und Kunden. Die systematische Entwicklung und Anwendung von Smart PSS-Geschäftsmodellen wird somit zu einem zentralen Erfolgsfaktor für Unternehmen in einer zunehmend vernetzten und intelligenten Welt.

Quelle: Heinz, D., Luchner, P., Benz, C. & Satzger, G. (2024). A Taxonomy and Archetypes of B2B Smart Services in the Digital Era. Working paper.

Baustein: Mehr Nachhaltigkeit durch Smart PSS-Geschäftsmodelle erreichen

Smarte Produkt-Service-Systeme (Smart PSS) nutzen die Synergien aus physischen Produkten und digitalen Services, um innovative Lösungen zu schaffen, die Nachhaltigkeit in verschiedenen Bereichen fördern. Durch die intelligente Nutzung von Daten und IoT-Technologien entstehen personalisierte Kundenerlebnisse, die nicht nur effizient, sondern auch nachhaltig sind. Die folgenden fünf Kategorien zeigen auf, wie KMU durch die Nutzung digitaler Serviceinnovationen Nachhaltigkeit in verschiedenen Bereichen fördern können.

Kategorien wie KMU durch digitale Serviceinnovationen Nachhaltigkeit fördern können.

1. Förderung nachhaltiger Verhaltensweisen

Smart PSS können das Bewusstsein und die Transparenz über die Konsequenzen des eigenen Handelns erhöhen und somit nachhaltige Verhaltensweisen fördern. Beispiele hierfür sind:

  • Intelligentes Energiemanagement in Gebäuden: Smart PSS können den Energieverbrauch in Echtzeit überwachen und steuern, um die Effizienz zu maximieren und den Energieverbrauch zu minimieren. Nutzer erhalten Feedback und Anreize, um ihren Verbrauch anzupassen, was zu einer nachhaltigeren Nutzung von Ressourcen führt.
  • Gesundheits-Apps (mHealth): Durch den Einsatz von Wearables und Smartphones, die Echtzeitdaten über körperliche Aktivitäten und physiologische Funktionen liefern, können Nutzer zu einem gesünderen Lebensstil motiviert werden.
  • Smart Farming: Durch die Verwendung von IoT-Geräten zur Überwachung von Bodenfeuchtigkeit und Wetterbedingungen können Landwirte Bewässerungssysteme effizienter gestalten, was den Wasserverbrauch reduziert und zur Erhaltung wertvoller Wasserressourcen beiträgt.

2. Förderung sozialer Inklusion und Integration

Smart PSS können den Zugang zu Dienstleistungen verbessern und so zur sozialen Inklusion und Integration beitragen. Dies ist besonders wichtig für benachteiligte Gruppen:

  • Digitale Gesundheitsdienste für entlegene Regionen: Smart PSS im Gesundheitswesen ermöglichen es, medizinische Beratung und Diagnosen über weite Entfernungen hinweg anzubieten, wodurch auch in abgelegenen Gebieten eine hochwertige medizinische Versorgung sichergestellt wird.
  • Barrierefreies Lernen durch E-Learning-Plattformen: Smart PSS im Bildungsbereich bieten personalisierte Lerninhalte und -erfahrungen, die auf die Bedürfnisse und Fähigkeiten jedes Einzelnen zugeschnitten sind, und fördern so die Integration und Teilhabe aller am Bildungsprozess. Diese Prinzipien können auch auf On-the-Job-Trainings, zum Beispiel in der Bedienung von Maschinen, übertragen werden.

3. Verbesserung des täglichen Lebens der Bürger

Smart PSS können das tägliche Leben der Bürger durch Bequemlichkeit, hochwertige Betreuungsdienste und eine komfortable sowie sichere Umgebung verbessern:

  • Mobilität als Service (MaaS): Durch die Integration verschiedener Transportmittel in eine einzige digitale Plattform ermöglichen Smart PSS eine effizientere Planung und Nutzung des öffentlichen und privaten Verkehrs, was zu einer Reduzierung des CO2-Fußabdrucks führt.
  • Qualitätsverbesserung in der Gesundheits- und Altenpflege: Digitale Komponenten können die Genauigkeit verbessern und den Arbeitsaufwand für Standardprozesse wie Pflegeberichterstattung und Kommunikation nach der Entlassung aus dem Krankenhaus reduzieren.
  • Intelligente Hausautomationssysteme: Smart PSS für das smarte Zuhause verbessern den Wohnkomfort, während sie gleichzeitig Energie sparen und die Sicherheit erhöhen.

4. Förderung nachhaltigen wirtschaftlichen Wachstums

Smart PSS tragen zur Verbesserung von Produktionsprozessen bei und reduzieren gleichzeitig den ökologischen Fußabdruck. Beispiele hierfür sind:

  • Circular Economy durch Smart PSS: Smart PSS können die Lebensdauer von Produkten verlängern, indem sie Wartung, Reparatur, Wiederverwendung und Recycling unterstützen. So tragen sie zur Reduzierung von Abfall und zur Schonung natürlicher Ressourcen bei.
  • Smart Agriculture: Ermöglichen eine an die tatsächlichen Umweltbedingungen angepasste Landwirtschaft, was zu einer erhöhten Produktivität und Umweltvorteilen führt.
  • Effizienzsteigerung in der Produktion: Smart PSS ermöglichen eine präzise Überwachung und Steuerung von Produktionsprozessen, was zu einer Verringerung von Materialverschwendung und Energieverbrauch führt.

5. Verbesserung der städtischen Sicherheit

Smart PSS ermöglichen es, sicherere kritische Infrastrukturen anzubieten und diese besser zu überwachen:

  • Intelligente Verkehrsmanagement-Systeme: Smart PSS im Bereich des Verkehrsmanagements können den Verkehrsfluss optimieren, Staus reduzieren und die Sicherheit auf den Straßen erhöhen.
  • Überwachung und Management von Umweltrisiken: Smart PSS können zur Früherkennung von Umweltrisiken wie Hochwasser oder Waldbränden eingesetzt werden, indem sie Daten von Sensoren analysieren und Warnungen ausgeben, was die Reaktionszeit verkürzt und potenzielle Schäden minimiert.

Diese Beispiele zeigen, wie Smart PSS über verschiedene Sektoren hinweg Nachhaltigkeit fördern können, indem sie innovative Lösungen bieten, die sowohl ökonomische als auch ökologische und soziale Vorteile bringen. Für KMU eröffnet die Entwicklung und Implementierung von Smart PSS neue Geschäftsmöglichkeiten, die im Einklang mit den Prinzipien der Nachhaltigkeit stehen.

Quelle: Heinz, D., Hu, M., Benz, C., & Satzger, G. (2023). Digital Service Innovation for Sustainable Development: A Systematic Literature Review. In Proceedings of the 18th International Conference on Wirtschaftsinformatik (WI).

Fallstudie: Wertversprechen für mehrere Stakeholder am Beispiel von Unicorn Engineering GmbH

Die Entwicklung und Implementierung intelligenter Produkt-Service-Systeme (sPSS) durch die Nutzung von IoT-Technologien eröffnet Unternehmen wie der Unicorn Engineering GmbH neue Wege, um auf differenzierte Kundenbedürfnisse und Stakeholder-Anforderungen einzugehen. Unicorn Engineering GmbH ist eines von fünf Pilotorjekten, die im Rahmen des bi.smart Projekts neue Geschäftsmodelle für Smart PSS gestaltet und entwickelt haben. Bei Unicorn Engineering GmbH ging es hierbei um die Weiterentwicklung eines intelligenten Batteriesystemn als Lösung für eine unterbrechnugsfreie Stromversorgung in privaten Haushälten und Kleingewerben. Dieser Baustein illustriert, wie KMU durch eine gezielte Analyse und Gestaltung von Wertversprechen für alle Beteiligten im Ökosystem innovative Geschäftsmodelle schaffen können.

Überblick über das Multi-Stakeholder-Geschäftsmodell von Unicorn Engineering GmbH.

Schritt 1: Stakeholder- und Bedürfnisanalyse

Der erste Schritt in der Entwicklung eines Smart PSS ist die umfassende Analyse der Stakeholder und ihrer spezifischen Bedürfnisse. Für Unicorn Engineering GmbH bedeutet dies, die Rollen und Anforderungen folgender Akteure zu verstehen:

  • Technologieanbieter (Unicorn Engineering GmbH): Strebt nach der Verbesserung der Produktlebensdauer und Zuverlässigkeit ihrer Batteriesysteme.
  • Servicebetreiber: In der Anfangsphase übernimmt Unicorn Engineering GmbH selbst diese Rolle, plant jedoch, externe Dienstleister für den Betrieb und die Wartung des Systems zu engagieren.
  • Endkunden: Private Haushalte und Kleingewerbe, die eine zuverlässige unterbrechungsfreie Stromversorgung (UPS) benötigen.
  • Finanzdienstleister: Bietet Finanzierungsmodelle an, falls ein Leasing-basiertes Angebot entwickelt wird.

Ziel ist es, mithilfe von Needfinding-Methoden die unterschiedlichen Bedürfnisse dieser Stakeholder präzise zu identifizieren und zu dokumentieren.

Schritt 2: Mapping von Bedürfnissen zu Technologie-Bausteinen

Nachdem die Bedürfnisse klar definiert sind, werden diese den möglichen IoT-Technologie-Bausteinen zugeordnet. Dies umfasst Funktionen wie Zustandsüberwachung, Live-Datenübertragung, Ereignismanagement und Wartungsplanung, die direkt auf die ermittelten Bedürfnisse abzielen. Für Unicorn Engineering GmbH bedeutet dies die Entwicklung spezifischer IoT-Module, die eine zuverlässige Überwachung und Steuerung der Batteriesysteme ermöglichen.

Schritt 3: Formulierung von Wertversprechen für die verschiedenen Nutzergruppen

In diesem Schritt werden die identifizierten Technologie-Bausteine in konkrete Wertversprechen für jede Stakeholder-Gruppe übersetzt. Beispielsweise könnte das Wertversprechen für Endkunden die Gewährleistung einer ständigen Energieversorgung und für Servicebetreiber die Möglichkeit zur Fernwartung und Fehlerdiagnose sein. Durch die klare Kommunikation dieser Wertversprechen kann Unicorn Engineering GmbH die Attraktivität ihres Angebots steigern und eine starke Position im Markt aufbauen.

Schritt 4: Weitere Ausarbeitung des Geschäftsmodells und der technischen Lösung

Abschließend werden das Geschäftsmodell und die technischen Spezifikationen des Smart PSS weiterentwickelt und verfeinert. Dies beinhaltet die Planung der Markteinführung, die Entwicklung von Preismodellen und die Festlegung der technischen Anforderungen sowie der notwendigen IoT-Infrastruktur. Für Unicorn Engineering GmbH ist es entscheidend, eine flexible und skalierbare Lösung zu schaffen, die sich an veränderte Kundenbedürfnisse und Marktanforderungen anpassen lässt.

Die systematische Entwicklung von Wertversprechen für verschiedene Stakeholder im Rahmen von IoT-basierten Smart PSS ermöglicht KMU wie der Unicorn Engineering GmbH, innovative Lösungen zu schaffen, die echten Mehrwert bieten. Durch die Fokussierung auf die spezifischen Bedürfnisse aller Beteiligten können Unternehmen nicht nur ihre technologischen Fähigkeiten ausschöpfen, sondern auch nachhaltige Geschäftsbeziehungen aufbauen und sich erfolgreich im Wettbewerb positionieren.

Quelle: Heinz, D., Benz, C., Bode, J., Hunke, F. & Satzger, G. (2022). Exploring the Potential of Smart Service Systems: A Multi-Actor View on Affordances and Their Actualization. Journal of Service Management Research, 6(2), 132-146.

Fallstudie: Connected Car Geschäftsmodelle als Wegbereiter in der Automobilindustrie

In der heutigen Zeit ist die systematische Entwicklung von Geschäftsmodellen für Smarte Produkt-Service-Systeme (Smart PSS) von entscheidender Bedeutung, um den steigenden Anforderungen an Nachhaltigkeit, Effizienz und Kundenzufriedenheit gerecht zu werden. Besonders die Automobilindustrie steht vor der Herausforderung, traditionelle Geschäftsmodelle zu überdenken und durch innovative Smart PSS zu ergänzen oder zu ersetzen. Anhand von Connected Car Geschäftsmodellen lassen sich nicht nur die Potenziale solcher Systeme aufzeigen, sondern auch wichtige Implikationen für die breitere Anwendung in anderen Branchen ableiten.

Überblick Connected Car Geschäftsmodelle.

Die Sieben Archetypen von Connected Car Geschäftsmodellen

  • Archetyp 1 – Datenplattformen: Datenplattformen agieren als zentrale Hubs im Connected Car Ökosystem, indem sie Fahrzeugdaten für eine breite Palette von Anwendungen verfügbar machen. Sie ermöglichen es Fahrzeugherstellern (OEMs) und Flottenbetreibern, ihre Daten zu monetarisieren, indem sie diese an Drittanbieter verkaufen, die darauf basierend innovative Services entwickeln. Ein wesentliches Merkmal dieser Plattformen ist ihre Rolle als "neutraler Server", der einen unparteiischen Zugang zu den Daten gewährleistet, ohne direkt mit den OEMs verhandeln zu müssen. Dadurch können Anbieter wie Otonomo oder Caruso Dataplace vielfältige Daten, von der Fahrzeugnutzung bis hin zu Umgebungsbedingungen, in standardisierten Formaten anbieten. Dies eröffnet KMU neue Möglichkeiten, durch die Nutzung dieser Daten wertsteigernde digitale Dienste zu kreieren, die das Autofahren sicherer, effizienter und angenehmer machen.
  • Archetyp 2 – Standortbasierte Dienste: Standortbasierte Dienste nutzen die Präzision moderner GPS-Technologien, um die Navigation und Parkplatzsuche zu revolutionieren. Diese Dienste sammeln und analysieren Echtzeitdaten über Verkehrsfluss, Wetterbedingungen und Parkraumverfügbarkeit, um Fahrern optimierte Routen und Parkmöglichkeiten vorzuschlagen. Beispielsweise können Navigationssysteme wie Google Maps oder HERE nicht nur die schnellste Route basierend auf dem aktuellen Verkehr anbieten, sondern auch Parkgebühren und die Wahrscheinlichkeit, einen freien Parkplatz zu finden, berücksichtigen. Diese Dienste bieten KMU die Möglichkeit, ihre Angebote durch die Integration solcher Funktionen zu erweitern und so die Kundenzufriedenheit zu steigern.
  • Archetyp 3 – Flottenmanagement: Im Bereich des Flottenmanagements bieten Connected Car Geschäftsmodelle Lösungen, die eine umfassende Übersicht und Kontrolle über Fahrzeugflotten ermöglichen. Durch die Analyse von Fahrzeugdaten in Echtzeit können Flottenbetreiber die Effizienz ihrer Flotte optimieren, Kraftstoffverbrauch reduzieren und Wartungsbedarf frühzeitig erkennen. Tools für das Flottenmanagement bieten Funktionen wie Routenoptimierung, Fahrzeugortung und Fahrtenbuchführung. Unternehmen wie Geotab oder Vimcar nutzen OBD2-Dongles, um detaillierte Daten über Fahrzeugnutzung und -zustand zu sammeln, die dann zur Kostenreduktion und Effizienzsteigerung beitragen.
  • Archetyp 4 – Diagnostik und Wartung: Diagnostik- und Wartungsdienste nutzen Fahrzeugdaten, um den Zustand des Fahrzeugs zu überwachen und vorausschauende Wartung zu ermöglichen. Diese Geschäftsmodelle adressieren nicht nur Endkunden, sondern auch Werkstätten und Aftermarket-Dienstleister, indem sie ihnen ermöglichen, Fahrzeugprobleme frühzeitig zu identifizieren und proaktiv anzugehen. Services wie Fern-Diagnosetools und prädiktive Wartungssysteme nutzen Over-The-Air (OTA)-Technologie, um Softwareaktualisierungen durchzuführen und Fahrzeugsysteme auf dem neuesten Stand zu halten, was die Zuverlässigkeit und Sicherheit der Fahrzeuge verbessert.
  • Archetyp 5 – Fahrdatenanalyse: Geschäftsmodelle rund um die Fahrdatenanalyse konzentrieren sich auf die Auswertung des Fahrverhaltens, um individuell angepasste Versicherungstarife und Empfehlungen für effizienteres Fahren anzubieten. Durch die Nutzung von Telematik-Daten können Versicherer nutzungsbasierte Tarife kalkulieren, die das tatsächliche Risiko besser widerspiegeln. Anwendungen wie die von Allianz BonusDrive analysieren das Beschleunigungs- und Bremsverhalten, um sicherheitsbewusstes Fahren zu belohnen. Solche Modelle bieten KMU die Chance, durch datengestützte Dienstleistungen Mehrwert für ihre Kunden zu schaffen und sich im Wettbewerb zu differenzieren.
  • Archetyp 6 – Cyber-physischer Schutz: Cyber-physischer Schutz in Connected Car Geschäftsmodellen bezieht sich auf die Sicherstellung der Datensicherheit und den Schutz der physischen Integrität von Fahrzeug und Insassen. Durch die Implementierung fortschrittlicher Cybersecurity-Maßnahmen und die kontinuierliche Überwachung der Fahrzeugsysteme können Angriffe von außen verhindert und die Sicherheit der Fahrzeuginsassen gewährleistet werden. Geschäftsmodelle in diesem Bereich nutzen oft OTA-Updates, um Software sicher und effizient zu aktualisieren, ohne dass das Fahrzeug in die Werkstatt muss. KMU im Bereich der Cybersicherheit können hier wertvolle Dienstleistungen anbieten, indem sie OEMs und Endkunden Lösungen zur Absicherung ihrer Fahrzeuge bereitstellen.
  • Archetyp 7 – Verbundene Infotainment-Systeme: Verbundene Infotainment-Systeme verwandeln das Fahrzeug in ein vernetztes Unterhaltungszentrum, indem sie Zugang zu Medien, Navigation und Kommunikationsdiensten direkt über das Armaturenbrett bieten. Diese Systeme integrieren oft Drittanbieter-Apps und -Dienste, um ein reichhaltiges und personalisiertes Nutzererlebnis zu schaffen. Von der Navigation über das Streamen von Musik bis hin zu Sprachassistenten und der Integration von Smartphones – Infotainment-Systeme erhöhen den Komfort und die Attraktivität des Fahrzeugs. Für KMU eröffnen sich hier Möglichkeiten in der Entwicklung von Apps und Diensten, die in diese Plattformen integriert werden können, um den Fahrern ein noch besseres Erlebnis zu bieten.

Die detaillierte Betrachtung dieser Archetypen zeigt, wie vielfältig die Anwendungsmöglichkeiten von Smart PSS in der Automobilindustrie sind und welche Chancen sich für KMU ergeben, innovative Dienstleistungen und Produkte zu entwickeln, die über traditionelle Geschäftsmodelle hinausgehen.

Implikationen für die Entwicklung von Smart PSS

Die Fallstudie der Connected Car Geschäftsmodelle verdeutlicht mehrere wichtige Aspekte für die Entwicklung von Smart PSS:

  • Kundenorientierung: Die Entwicklung von Smart PSS sollte stets mit einem tiefen Verständnis der Kundenbedürfnisse beginnen. Durch die Nutzung von Daten können diese Bedürfnisse präzise identifiziert und adressiert werden.
  • Offene Innovationskultur: Datenplattformen und die Bereitstellung von APIs fördern die Zusammenarbeit mit Drittanbietern und tragen zur Entstehung innovativer Dienstleistungen bei.
  • Nachhaltigkeit und Effizienz: Smart PSS bieten erhebliches Potenzial, Betriebsprozesse zu optimieren, Ressourcen effizienter zu nutzen und so zur Nachhaltigkeit beizutragen.
  • Sicherheit und Vertrauen: Die Gewährleistung von Datensicherheit und der Schutz der Privatsphäre sind entscheidend, um das Vertrauen der Nutzer in Smart PSS zu stärken.

Für KMU ergeben sich aus diesen Erkenntnissen wertvolle Ansatzpunkte, um eigene Smart PSS zu entwickeln und erfolgreich am Markt zu platzieren. Die systematische Entwicklung solcher Systeme erfordert jedoch eine ganzheitliche Betrachtung von Technologie, Markt und Nutzerbedürfnissen sowie eine enge Zusammenarbeit innerhalb des Ökosystems.

Quelle: Sterk, F., Stocker, A., Heinz, D., & Weinhardt, C. (2024). Unlocking the value from car data: A taxonomy and archetypes of connected car business models. Electronic Markets, 34(1), 13.

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