Ein Geschäftsmodell beschreibt, wie eine Organisation Wert erzeugt, ein Wertversprechen an seine Kunden liefert und Wert erfasst. Diese drei Dimensionen – Werterzeugung, Wertversprechen und Werterfassung – bilden das Fundament jedes Geschäftsmodells. Im Zuge des Wandels von einer produktorientierten zu einer serviceorientierten Gesellschaft ändern sich auch die Geschäftsmodelle entsprechend.
Anders als bei reinen Produkten, bei denen die Produktion selbst im Mittelpunkt der Werterzeugung steht, betont ein serviceorientiertes Geschäftsmodell die gemeinsame Generierung von Wert zwischen Anbieter und Kunde. Ein prägnantes Beispiel hierfür ist der Service der Predictive Maintenance, der ohne den Zugang zu Maschinendaten seitens des Kunden nicht realisierbar wäre. Datenbasierte Dienstleistungen sind somit ein zentrales Element serviceorientierter Geschäftsmodelle.
Um die Komplexität von PSS-Geschäftsmodellen greifbar zu machen, kann zum Beispiel der Beitrag und Nutzen jedes Akteurs – Kunden, Unternehmen und Partner – innerhalb des Geschäftsmodells visualisiert und analysiert werden:
Darüber hinaus lassen sich die Kernkomponenten eines Geschäftsmodells in der Regel auf die folgenden drei Dimensionen vereinfachen:
In diesem Kompetenzmodul werden folgende Schlüsselbegriffe wie folgt definiert:
Quelle: Schüritz, R., & Satzger, G. (2016). Patterns of data-infused business model innovation. In 2016 IEEE 18th Conference on Business Informatics (CBI) (Vol. 1, pp. 133-142). IEEE.
In der heutigen Geschäftswelt, die zunehmend von Digitalisierung und Technologie geprägt ist, spielen Daten eine entscheidende Rolle bei der Entwicklung und Innovation von Geschäftsmodellen. Die Fähigkeit, Daten effektiv zu nutzen, ermöglicht Unternehmen, nicht nur ihre bestehenden Angebote zu verbessern, sondern auch völlig neue Geschäfts- und Wertmodelle zu schaffen. Dies ist besonders relevant für die Entwicklung smarter Produkt-Service-Systeme (Smart PSS), bei denen Produkte und Dienstleistungen durch digitale Komponenten und Datenanalysen ergänzt werden.
Daten können auf vielfältige Weise die drei zentralen Dimensionen eines Geschäftsmodells – Werterzeugung, Wertversprechen und Werterfassung – beeinflussen und haben zu fünf spezifischen Mustern der Geschäftsmodell-Innovation geführt:
Die Einbindung von Daten in die Entwicklung von Smart PSS eröffnet Unternehmen zahlreiche Möglichkeiten:
Bei der systematischen Entwicklung von Geschäftsmodellen für Smart PSS ist die strategische Nutzung von Daten unerlässlich. Sie ermöglicht es Unternehmen, flexibel auf Veränderungen zu reagieren, ihre Angebote kontinuierlich zu verbessern und neue Geschäftsmöglichkeiten zu erschließen. So können sie sich in einer digital vernetzten Welt erfolgreich positionieren und nachhaltige Wettbewerbsvorteile erzielen. Die systematische Integration von Daten in die Entwicklung von Geschäftsmodellen ist daher ein Schlüsselelement für Unternehmen, die im Zeitalter der Digitalisierung und des Wandels nicht nur überleben, sondern auch erfolgreich sein wollen.
Quelle: Schüritz, R., & Satzger, G. (2016). Patterns of data-infused business model innovation. In 2016 IEEE 18th Conference on Business Informatics (CBI) (Vol. 1, pp. 133-142). IEEE.
Im Zentrum der Entwicklung von smarten Produkt-Service-Systemen (Smart PSS) steht die Schaffung eines starken Kundenfokus. Durch die systematische Integration von Daten und Technologie können Unternehmen präzise auf die Bedürfnisse und Erwartungen ihrer Kunden eingehen, maßgeschneiderte Wertangebote entwickeln und unvergleichliche Kundenerlebnisse schaffen. Dieser Ansatz ermöglicht es, nicht nur die Kundenbindung zu stärken, sondern auch eine nachhaltige Differenzierung im Markt zu erreichen.
Die Grundlage für jedes erfolgreiche Geschäftsmodell, insbesondere für Smart PSS, ist ein tiefgehendes Verständnis der Bedürfnisse und Erwartungen der Kunden. Datenanalysen und Marktforschung spielen dabei eine entscheidende Rolle:
Auf Basis dieser Erkenntnisse können Unternehmen ein klares und differenziertes Wertversprechen entwickeln. Ein effektives Wertversprechen kommuniziert den einzigartigen Nutzen, den das Unternehmen seinen Kunden bietet, und unterscheidet es von Wettbewerbern. Für Smart PSS bedeutet dies:
Ein Schlüsselaspekt von Smart PSS ist die Fähigkeit, personalisierte Kundenerlebnisse zu gestalten. Durch die intelligente Nutzung von Kundendaten können Unternehmen individuell zugeschnittene Angebote und Interaktionen schaffen:
Die Kundenorientierung und die Formulierung eines überzeugenden Wertversprechens sind zentrale Elemente bei der Entwicklung von sPSS. Durch die gezielte Analyse von Kundenbedürfnissen und die Schaffung personalisierter Erlebnisse können Unternehmen nicht nur die Zufriedenheit und Bindung ihrer Kunden erhöhen, sondern auch neue Wachstumsmöglichkeiten erschließen. Die systematische Nutzung von Daten und Technologie ermöglicht es, innovative Angebote zu schaffen, die den Anforderungen heutiger Kunden gerecht werden und gleichzeitig einen klaren Wettbewerbsvorteil bieten.
Das Smart PSS Maturity Model dient als umfassendes Instrument zur Bewertung und Verbesserung der Reife von smarten Produkt-Service-Systemen innerhalb eines Unternehmens. Es zielt darauf ab, die Integration und Implementierung von Smart PSS zu optimieren, indem es die technologische Bereitschaft und die Fähigkeit eines Unternehmens bewertet, effektive smarte Dienstleistungen zu liefern und diese nahtlos in das Geschäftsmodell zu integrieren. Dieses Modell kann KMU helfen, ihre technologischen und serviceorientierten Angebote zu erweitern und zu verfeinern, um konkurrenzfähig zu bleiben und Kundenbedürfnisse effektiver zu erfüllen.
Das Modell unterteilt sich in drei Hauptkategorien, die zusammen die Gesamtreife eines Smart PSS abbilden:
Für die praktische Anwendung des Modells empfiehlt sich eine schrittweise Bewertung entlang dieser Kategorien. Unternehmen sollten beginnen, indem sie ihre technischen Befähiger evaluieren, gefolgt von einer Analyse der Wertrealisierung durch ihre Smart Services und abschließend die Integration dieser Services in das Geschäftsmodell untersuchen. Jede Dimension wird auf einer Skala von 0-100 bewertet, um eine differenzierte Einschätzung der aktuellen Reife und potenzieller Verbesserungsbereiche zu ermöglichen.
Nach der Bewertung aller Dimensionen nutzen Sie das Modell, um den Reifegrad Ihres Smart PSS zu ermitteln. Identifizieren Sie daraufhin spezifische Bereiche für Verbesserungen und entwickeln Sie Maßnahmen, um die Reife Ihres Smart PSS systematisch zu steigern. Das Smart PSS Maturity Model bietet eine strukturierte Methode, um die Komplexität von Smart PSS zu navigieren und gezielte Verbesserungen vorzunehmen. Durch regelmäßige Bewertungen und Anpassungen können Unternehmen sicherstellen, dass ihre Smart PSS-Lösungen kontinuierlich an neue Technologien, Marktbedürfnisse und Geschäftschancen angepasst werden.
Die Kategorie „Technische Befähiger“ des Smart PSS Maturity Models fokussiert auf die technologischen Grundlagen und Voraussetzungen, die notwendig sind, um ein Produkt intelligent zu gestalten und als Basis für smarte Dienstleistungen zu dienen. Diese Kategorie ist von entscheidender Bedeutung, da sie die infrastrukturellen und technischen Fähigkeiten eines Unternehmens bewertet, um effektive Smart PSS anzubieten. Hier wird im Detail auf die vier enthaltenen Dimensionen eingegangen:
Die Verfügbarkeit von Echtzeitdaten bezieht sich auf das Ausmaß, in dem kontinuierlich Daten von Sensoren oder anderen Quellen erfasst und für die Analyse und Verarbeitung bereitgestellt werden können. Diese Daten sind die Grundlage für die Funktionalität und den Mehrwert von Smart PSS.
Diese Dimension bewertet, inwiefern erfasste Daten automatisch verarbeitet werden – von der Reinigung und Strukturierung der Daten bis hin zur Ableitung von Informationen und Erkenntnissen.
Die Fähigkeit, eine stabile und zuverlässige Fernverbindung zu unterhalten, ist essentiell für Smart PSS, um Datenübertragungen zu ermöglichen und Fernsteuerung oder -wartung zu realisieren.
Diese Dimension bezieht sich auf das Vorhandensein und die Qualität eines digitalen Zwillings oder einer anderen Form der digitalen Repräsentation, die es erlaubt, das physische Produkt im digitalen Raum abzubilden und Interaktionen zwischen beiden zu ermöglichen.
Die Bewertung in jeder dieser Dimensionen bietet KMU ein klares Bild davon, wie weit ihre Produkte und Systeme in Bezug auf die technischen Voraussetzungen für Smart PSS entwickelt sind. Sie hilft Unternehmen, gezielte Investitionen und Verbesserungen vorzunehmen, um die technologische Basis ihrer Smart PSS-Lösungen zu stärken.
Die Kategorie „Wertrealisierung“ im Smart PSS Maturity Model konzentriert sich darauf, wie Unternehmen durch smarte Dienstleistungen, die auf den technischen Fähigkeiten des Produkts aufbauen, Mehrwert schaffen. Diese Kategorie ist essenziell, da sie direkt mit der Fähigkeit eines Unternehmens zusammenhängt, innovative Dienstleistungen zu entwickeln, die über traditionelle Angebote hinausgehen und echten Nutzen für den Kunden bieten. Im Folgenden werden die vier Dimensionen dieser Kategorie mit beispielhaften Ausprägungen detailliert beschrieben:
Diese Dimension bewertet, inwieweit die smarten Services eines Unternehmens autonom handeln können, um die Nutzung des Produkts zu überwachen, zu steuern und zu optimieren.
Diese Dimension misst die Tiefe und Komplexität der Datenanalyse, die zur Unterstützung der smarten Services angewandt wird, einschließlich beschreibender, diagnostischer, prädiktiver und präskriptiver Analytik.
Bewertet wird, inwieweit smarte Dienstleistungen kundenindividuell angepasst werden können, während gleichzeitig ein hoher Grad an Standardisierung beibehalten wird, um Effizienz und Skalierbarkeit zu gewährleisten.
Diese Dimension betrachtet, in welchem Umfang smarte Dienstleistungen auf individuelle Live-Daten der Nutzer zugreifen können, um personalisierte Erfahrungen und Optimierungen anzubieten.
Durch die Bewertung dieser Dimensionen können Unternehmen erkennen, wie weit sie in der Entwicklung und Bereitstellung von wertsteigernden smarten Dienstleistungen fortgeschritten sind. Dies hilft nicht nur dabei, bestehende Angebote zu verbessern, sondern auch neue Möglichkeiten für innovative Services zu identifizieren, die den Kundennutzen erhöhen und das Geschäftsmodell stärken.
Die Kategorie „Integration ins Geschäft“ des Smart PSS Maturity Models fokussiert auf die organisatorischen Aspekte der Implementierung von smarten Produkt-Service-Systemen. Sie untersucht, wie gut Smart PSS in das Geschäftsmodell eines Unternehmens integriert sind und wie diese Integration zur Schaffung und Erfassung von Wert beiträgt. Dies ist besonders für KMU relevant, da eine erfolgreiche Integration entscheidend für die Realisierung der vollen Potenziale von Smart PSS und die Erzielung nachhaltiger Wettbewerbsvorteile ist. Im Folgenden werden die vier Dimensionen dieser Kategorie mit beispielhaften Ausprägungen detailliert beschrieben:
Diese Dimension bewertet, inwieweit Kunden und Nutzer in den Wertschöpfungsprozess eingebunden sind und wie diese Zusammenarbeit zur gemeinsamen Wertschöpfung beiträgt.
Diese Dimension untersucht, wie der durch Smart PSS generierte Mehrwert unter den Stakeholdern verteilt wird, einschließlich der verwendeten Erlösmodelle.
Bewertet wird, in welchem Maße der Anbieter des Smart PSS Verantwortung für den Betrieb und die Ergebnisse des Systems übernimmt.
Diese Dimension misst, in welchem Ausmaß ein Unternehmen offen für die Teilnahme von Drittanbietern im Wertschöpfungsnetzwerk seines Smart PSS ist.
Durch die detaillierte Bewertung dieser Dimensionen können KMU verstehen, wie gut ihr Smart PSS in das Geschäftsmodell integriert ist und wo Verbesserungspotenziale liegen. Diese Einsichten sind entscheidend für die Entwicklung einer Strategie zur systematischen Verbesserung der Integration und zur Maximierung des Wertschöpfungspotenzials von Smart PSS.
Quelle: Heinz, D., Benz, C., Silbernagel, R., Molins, B., Satzger, G., & Lanza, G. (2022). A maturity model for smart product-service systems. Procedia CIRP, 107, 113-118.
Das Klassifikationsschema für Smart PSS-Geschäftsmodelle dient als strukturiertes Instrument zur Analyse und Einordnung von Geschäftsmodellen im Bereich der smarten Produkt-Service-Systeme. Es bietet Unternehmen eine systematische Methode, um die Komplexität und Vielfalt von Smart PSS-Angeboten zu verstehen und ihre eigenen Geschäftsmodelle entsprechend zu entwickeln oder anzupassen. Dieses Schema berücksichtigt sowohl die technologischen Aspekte der Smart Products als auch die serviceorientierten Komponenten, die zusammen ein umfassendes Wertangebot für den Kunden bilden.
Das Klassifikationsschema wird in mehreren Schritten angewandt, um bestehende oder geplante Smart PSS-Geschäftsmodelle systematisch zu bewerten:
Durch die Anwendung dieses Klassifikationsschemas können KMU eine klare Vorstellung von der aktuellen Positionierung ihrer Smart PSS-Angebote erhalten und Bereiche für strategische Verbesserungen identifizieren. Dies erleichtert die Priorisierung von Entwicklungsmaßnahmen, die Ausrichtung auf Marktanforderungen und die Differenzierung von Wettbewerbern. Dabei werden die Dimensionen Innovationstyp, Smart Service-Ergebnis, Serviceanbieter, Zielnutzer, analytische Fähigkeiten, Handlungsoptionen und Informationsbereitstellung betrachtet.
Der Innovationstyp ist entscheidend, um das Ausmaß der Neuartigkeit eines Smart PSS-Geschäftsmodells zu verstehen. Diese Dimension hilft KMU einzuschätzen, wie ihr Angebot im Vergleich zu existierenden Lösungen positioniert ist.
Das Smart Service-Ergebnis beschreibt den konkreten Mehrwert, den Smart PSS für den Nutzer generieren. Diese Dimension ermöglicht es Unternehmen, die Zielsetzung ihrer Smart Services zu definieren und deren Impact zu bewerten.
Diese Dimension identifiziert, wer die Smart Services anbietet und welche Rolle der Anbieter im Ökosystem spielt. Dies hilft KMU, ihre Positionierung und Partnerschaften im Smart PSS-Umfeld zu verstehen.
Die Identifikation der Zielnutzer hilft KMU zu verstehen, für wen die Smart Services primär Wert schaffen. Diese Dimension fokussiert auf die Hauptnutzergruppen, die von den Smart PSS profitieren.
Die analytischen Fähigkeiten eines Smart PSS bestimmen, wie Daten verarbeitet und genutzt werden, um Einsichten zu generieren und Aktionen zu empfehlen oder automatisch auszuführen.
Die Handlungsoptionen beschreiben, wie ein Smart PSS auf Basis der gesammelten Daten und Analysen agiert, um den Wert für den Nutzer zu maximieren.
Die Art und Weise, wie Informationen an die Nutzer bereitgestellt werden, ist ein entscheidender Aspekt bei der Gestaltung von Smart PSS. Diese Dimension fokussiert auf die Mechanismen der Informationsübermittlung.
Kimberly-Clark hat in seinen Seifenspendern Sensoren und Kommunikationstechnologien integriert, um den Füllstand der Seife zu überwachen. Dieser Smart Service fällt in die Kategorie der inkrementellen Verbesserungen, da er die Hauptwertversprechen – die Bereitstellung von Reinigungsprodukten – durch die Optimierung der Wartungsplanung aufgrund des tatsächlichen Verbrauchs erweitert. Der Service liefert Transparenz für Facility-Manager durch Push-Benachrichtigungen, wenn eine Nachfüllung notwendig wird. Als Anbieter des Smart Services agiert der Smart-Produkt-Hersteller direkt, was eine enge Integration von Produkt und Service ermöglicht.
In Zusammenarbeit mit einer italienischen Regierungsbehörde entwickelte ITI Sistemi einen Smart Service zur Optimierung des Ressourceneinsatzes in Bürogebäuden. Der Service verwendet Sensoren, um die Belegung von Konferenzräumen zu überwachen und das Heizungs-, Lüftungs- und Klimasystem (HVAC) bei Nichtnutzung automatisch abzuschalten. Dieses Angebot wird als neue Funktionalität klassifiziert, da es eine wesentliche Änderung in den Nutzungsprozessen durch Automatisierung darstellt und so Energieeinsparungen ermöglicht. Als Dienstleistungsanbieter fungiert hier ein Retrofit-Supplier, der die bestehende Infrastruktur mit smarter Technologie nachrüstet, ohne dass die Agentur und ihr Personal direkt in den Prozess eingebunden sind.
Airbus nutzt in Partnerschaft mit Accenture Augmented Reality-Brillen, um seine Montageprozesse zu vereinfachen. Diese Brillen projizieren Informationen direkt ins Sichtfeld der Arbeiter und identifizieren mithilfe diagnostischer Fähigkeiten relevante Montagepunkte. Dieser Smart Service gilt als radikal neues Angebot, da er die primäre Wertversprechung – die Montageeffizienz – durch die Bereitstellung einer innovativen Augmented-Reality-Lösung grundlegend verändert. Der Service liefert eine erweiterte Transparenz des Montageprozesses und ermöglicht eine Optimierung durch kontinuierliches Training. Als Dienstleistungsanbieter agiert hier ein externer Partner, der die Technologie bereitstellt und in den Montageprozess integriert.
Diese Beispiele demonstrieren die Vielseitigkeit und Anwendbarkeit des Klassifikationsschemas für Smart PSS-Geschäftsmodelle. Sie zeigen, wie Unternehmen unterschiedliche Innovationsarten, Smart Service-Ergebnisse und Rollen im Ökosystem nutzen können, um Mehrwert für ihre Kunden zu schaffen. Vom inkrementellen Verbessern bestehender Dienstleistungen über die Einführung neuer Funktionalitäten bis hin zur Schaffung radikal neuer Angebote – das Klassifikationsschema hilft dabei, die strategische Ausrichtung und die spezifischen Charakteristiken von Smart Services systematisch zu erfassen und zu analysieren. Damit bietet es einen wertvollen Rahmen für die Entwicklung, Bewertung und Verbesserung von Smart PSS-Geschäftsmodellen, insbesondere für KMU, die in einer zunehmend vernetzten und digitalisierten Wirtschaft erfolgreich sein möchten.
Quelle: Heinz, D., Luchner, P., Benz, C., & Fassnacht, M. (2023). Value Propositions in the Internet of Things: A Taxonomy of B2B Smart Services. In 2023 IEEE 25th Conference on Business Informatics (CBI). IEEE.
Der Entwicklungsprozess neuer Smart Product-Service Systems (Smart PSS) in KMUs kann anhand verschiedener archetypischer Entwicklungspfade verstanden werden. Diese Pfade reflektieren die typischen Phasen oder Muster, die Unternehmen durchlaufen, wenn sie ihre Smart PSS-Geschäftsmodelle entwickeln und verfeinern. Die Identifizierung dieser Pfade unterstützt KMUs bei der strategischen Planung und Implementierung ihrer Smart PSS, indem sie Orientierung bieten und potenzielle Fallstricke aufzeigen.
Am Anfang der Entwicklung steht oft der Archetyp der erhöhten operationalen Produktivität. Unternehmen beginnen typischerweise mit der Integration intelligenter Technologien in ihre Produkte, um deren Effizienz und Leistung zu verbessern. Dies kann durch die Implementierung einfacher Sensoren und Datenanalytik erreicht werden, um die Wartung zu optimieren und Ausfallzeiten zu reduzieren. Beispielsweise könnten KMUs in der Fertigungsindustrie beginnen, ihre Maschinen mit Sensoren auszustatten, um den Zustand in Echtzeit zu überwachen und vorbeugende Wartungsarbeiten durchzuführen.
Praxisbeispiel: Smarte Wartung in der Fertigungsindustrie. Ein mittelständischer Hersteller von CNC-Maschinen rüstet seine Produkte mit IoT-Sensoren nach, um Temperatur, Vibration und Energieverbrauch in Echtzeit zu überwachen. Die gesammelten Daten werden genutzt, um die Maschinenleistung zu analysieren und vorbeugende Wartungsempfehlungen zu geben. Dies führt zu einer Verringerung ungeplanter Ausfallzeiten um 30% und einer Verlängerung der Lebensdauer der Maschinen um 20%. Durch die Implementierung dieser Smart Services konnte das Unternehmen nicht nur die Kundenzufriedenheit steigern, sondern auch neue Geschäftsmodelle entwickeln, wie z.B. wartungsbasierte Abonnementdienste.
Als nächstes kommt der Retrofitting Upgrade-Pfad. Hier erweitern Unternehmen die Funktionalität bestehender Produkte durch Nachrüstung mit intelligenten Komponenten. Dies ist besonders relevant für KMUs, die über eine beträchtliche Anzahl an Legacy-Systemen verfügen und diese modernisieren möchten, ohne in vollständig neue Systeme zu investieren. Durch das Hinzufügen intelligenter Funktionen können diese Unternehmen den Wert ihrer bestehenden Produkte steigern und neue Dienstleistungen oder Geschäftsmodelle entwickeln.
Praxisbeispiel: Nachrüstung intelligenter Funktionen in Landwirtschaftsmaschinen. Ein Landmaschinenhersteller bietet seinen Kunden ein Retrofit-Kit an, das ältere Traktoren und Erntemaschinen mit Smart-Technologien nachrüstet. Das Kit umfasst Sensoren für Bodenfeuchtigkeit, Pflanzengesundheit und Wetterbedingungen, die mit einem zentralen Steuerungssystem verbunden sind. Landwirte können so ihre Anbaustrategien optimieren, die Ernteerträge steigern und den Einsatz von Düngemitteln und Wasser reduzieren. Die Einführung des Retrofit-Kits hat es dem Unternehmen ermöglicht, seine Marktposition in einem zunehmend wettbewerbsorientierten Umfeld zu stärken, indem es bestehenden Kunden Mehrwert bietet und neue Kundensegmente erschließt.
Mit fortschreitender Reife des Smart PSS beginnen Unternehmen, tiefere Einblicke in die gesammelten Daten zu gewinnen und diese zur Formulierung strategischer Entscheidungen zu nutzen. Dieser Pfad umfasst die Nutzung von Datenanalytik, um Muster und Trends zu erkennen, die für die Verbesserung des Produktdesigns, der Produktionsprozesse und der Kundenerfahrung genutzt werden können. Für KMUs bedeutet dies oft eine enge Zusammenarbeit mit Technologiepartnern oder die Investition in eigene Datenanalysekompetenzen.
Praxisbeispiel: Datengesteuerte Produktverbesserung bei Baumaschinen. Ein Hersteller von Baumaschinen implementiert ein System zur Erfassung und Analyse von Nutzungsdaten seiner Geräte. Durch die Auswertung dieser Daten kann das Unternehmen erkennen, welche Funktionen am häufigsten genutzt werden und welche Wartungsprobleme auftreten. Auf Basis dieser Erkenntnisse werden die Maschinen kontinuierlich verbessert, was zu einer erhöhten Leistungsfähigkeit und geringeren Ausfallzeiten führt. Darüber hinaus ermöglichen die gewonnenen Einblicke die Entwicklung neuer Dienstleistungen, wie z.B. personalisierte Wartungspläne, die speziell auf die Anforderungen und Nutzungsmuster der Kunden zugeschnitten sind.
Auf diesem Entwicklungspfad implementieren Unternehmen fortgeschrittene Fernverwaltungs- und Steuerungssysteme für ihre Produkte. Dies ermöglicht es, Produkte und Dienstleistungen aus der Ferne zu überwachen, zu steuern und zu optimieren, was zu verbesserten Betriebsabläufen und Kundenservice führt. Für KMUs kann dies beispielsweise die Einführung von Cloud-basierten Plattformen für das Flottenmanagement oder die Fernwartung von Geräten beinhalten.
Praxisbeispiel: Fernüberwachung und -steuerung von Windkraftanlagen. Ein Anbieter von Windkraftanlagen bietet seinen Kunden eine Plattform für das integrierte Fernmanagement an. Diese Plattform ermöglicht die Überwachung der Leistung der Turbinen in Echtzeit, die frühzeitige Erkennung von Problemen und die Fernsteuerung der Anlagen zur Optimierung der Energieerzeugung. Durch den Einsatz dieser Technologie können Betreiber von Windparks die Effizienz ihrer Anlagen steigern, Ausfallzeiten reduzieren und die Energieproduktion an die aktuellen Marktbedingungen anpassen. Die Möglichkeit, auf umfassende Leistungsdaten zuzugreifen und darauf basierende Entscheidungen zu treffen, bietet einen erheblichen Wettbewerbsvorteil und trägt zur Stärkung der Position des Anbieters im Markt für erneuerbare Energien bei.
Der fortschrittlichste Pfad ist die Entwicklung hin zu vollständig autonomen Smart PSS, die selbstständig Entscheidungen treffen und Aktionen ausführen können, basierend auf den gesammelten Daten und vordefinierten Algorithmen. Dieser Pfad repräsentiert die Spitze der Smart PSS-Entwicklung und erfordert erhebliche Investitionen in Technologie, Forschung und Entwicklung. Für KMUs kann dies eine langfristige Zielsetzung sein, die durch schrittweise Verbesserungen und die Integration fortschrittlicher KI- und Maschinenlernfähigkeiten erreicht wird.
Praxisbeispiel: Autonome Überwachungsdrohnen für die Landwirtschaft. Ein Unternehmen entwickelt ein System autonomer Drohnen zur Überwachung landwirtschaftlicher Flächen. Diese Drohnen können eigenständig Flugrouten planen und anpassen, um optimale Bilder und Daten über den Zustand der Kulturen zu sammeln. Die gesammelten Daten werden dann analysiert, um präzise Empfehlungen für Bewässerung, Düngung oder Schädlingsbekämpfung zu geben. Die Fähigkeit dieser Drohnen, autonom zu operieren, ermöglicht es den Landwirten, ihre Ressourcen effizienter zu nutzen und die Ernteerträge zu maximieren.
Die beschriebenen Archetypen von Smart PSS-Geschäftsmodellen illustrieren den progressiven Weg der digitalen Transformation in Unternehmen. Jeder Archetyp repräsentiert einen signifikanten Schritt in der Evolution intelligenter Produkte und Dienstleistungen, beginnend bei der Verbesserung der operativen Effizienz bis hin zur vollen autonomen Operation.
Für KMUs bieten diese Archetypen nicht nur eine Blaupause für die Entwicklung und Implementierung eigener Smart PSS-Angebote, sondern auch eine Orientierungshilfe, um die Potenziale und Herausforderungen der digitalen Transformation zu navigieren. Die praktischen Beispiele unterstreichen die Vielfalt der Anwendungsmöglichkeiten und das transformative Potenzial von Smart PSS, das weit über traditionelle Geschäftsmodelle hinausgeht.
In der zukünftigen Entwicklung von Smart PSS-Geschäftsmodellen ist es entscheidend, die Interdependenzen zwischen den verschiedenen Archetypen zu erkennen und zu nutzen. Dies erfordert nicht nur technologische Expertise, sondern auch strategisches Denken und eine enge Zusammenarbeit innerhalb des Ökosystems aus Anbietern, Partnern und Kunden. Die systematische Entwicklung und Anwendung von Smart PSS-Geschäftsmodellen wird somit zu einem zentralen Erfolgsfaktor für Unternehmen in einer zunehmend vernetzten und intelligenten Welt.
Quelle: Heinz, D., Luchner, P., Benz, C. & Satzger, G. (2024). A Taxonomy and Archetypes of B2B Smart Services in the Digital Era. Working paper.
Smarte Produkt-Service-Systeme (Smart PSS) nutzen die Synergien aus physischen Produkten und digitalen Services, um innovative Lösungen zu schaffen, die Nachhaltigkeit in verschiedenen Bereichen fördern. Durch die intelligente Nutzung von Daten und IoT-Technologien entstehen personalisierte Kundenerlebnisse, die nicht nur effizient, sondern auch nachhaltig sind. Die folgenden fünf Kategorien zeigen auf, wie KMU durch die Nutzung digitaler Serviceinnovationen Nachhaltigkeit in verschiedenen Bereichen fördern können.
Smart PSS können das Bewusstsein und die Transparenz über die Konsequenzen des eigenen Handelns erhöhen und somit nachhaltige Verhaltensweisen fördern. Beispiele hierfür sind:
Smart PSS können den Zugang zu Dienstleistungen verbessern und so zur sozialen Inklusion und Integration beitragen. Dies ist besonders wichtig für benachteiligte Gruppen:
Smart PSS können das tägliche Leben der Bürger durch Bequemlichkeit, hochwertige Betreuungsdienste und eine komfortable sowie sichere Umgebung verbessern:
Smart PSS tragen zur Verbesserung von Produktionsprozessen bei und reduzieren gleichzeitig den ökologischen Fußabdruck. Beispiele hierfür sind:
Smart PSS ermöglichen es, sicherere kritische Infrastrukturen anzubieten und diese besser zu überwachen:
Diese Beispiele zeigen, wie Smart PSS über verschiedene Sektoren hinweg Nachhaltigkeit fördern können, indem sie innovative Lösungen bieten, die sowohl ökonomische als auch ökologische und soziale Vorteile bringen. Für KMU eröffnet die Entwicklung und Implementierung von Smart PSS neue Geschäftsmöglichkeiten, die im Einklang mit den Prinzipien der Nachhaltigkeit stehen.
Quelle: Heinz, D., Hu, M., Benz, C., & Satzger, G. (2023). Digital Service Innovation for Sustainable Development: A Systematic Literature Review. In Proceedings of the 18th International Conference on Wirtschaftsinformatik (WI).
Die Entwicklung und Implementierung intelligenter Produkt-Service-Systeme (sPSS) durch die Nutzung von IoT-Technologien eröffnet Unternehmen wie der Unicorn Engineering GmbH neue Wege, um auf differenzierte Kundenbedürfnisse und Stakeholder-Anforderungen einzugehen. Unicorn Engineering GmbH ist eines von fünf Pilotorjekten, die im Rahmen des bi.smart Projekts neue Geschäftsmodelle für Smart PSS gestaltet und entwickelt haben. Bei Unicorn Engineering GmbH ging es hierbei um die Weiterentwicklung eines intelligenten Batteriesystemn als Lösung für eine unterbrechnugsfreie Stromversorgung in privaten Haushälten und Kleingewerben. Dieser Baustein illustriert, wie KMU durch eine gezielte Analyse und Gestaltung von Wertversprechen für alle Beteiligten im Ökosystem innovative Geschäftsmodelle schaffen können.
Der erste Schritt in der Entwicklung eines Smart PSS ist die umfassende Analyse der Stakeholder und ihrer spezifischen Bedürfnisse. Für Unicorn Engineering GmbH bedeutet dies, die Rollen und Anforderungen folgender Akteure zu verstehen:
Ziel ist es, mithilfe von Needfinding-Methoden die unterschiedlichen Bedürfnisse dieser Stakeholder präzise zu identifizieren und zu dokumentieren.
Nachdem die Bedürfnisse klar definiert sind, werden diese den möglichen IoT-Technologie-Bausteinen zugeordnet. Dies umfasst Funktionen wie Zustandsüberwachung, Live-Datenübertragung, Ereignismanagement und Wartungsplanung, die direkt auf die ermittelten Bedürfnisse abzielen. Für Unicorn Engineering GmbH bedeutet dies die Entwicklung spezifischer IoT-Module, die eine zuverlässige Überwachung und Steuerung der Batteriesysteme ermöglichen.
In diesem Schritt werden die identifizierten Technologie-Bausteine in konkrete Wertversprechen für jede Stakeholder-Gruppe übersetzt. Beispielsweise könnte das Wertversprechen für Endkunden die Gewährleistung einer ständigen Energieversorgung und für Servicebetreiber die Möglichkeit zur Fernwartung und Fehlerdiagnose sein. Durch die klare Kommunikation dieser Wertversprechen kann Unicorn Engineering GmbH die Attraktivität ihres Angebots steigern und eine starke Position im Markt aufbauen.
Abschließend werden das Geschäftsmodell und die technischen Spezifikationen des Smart PSS weiterentwickelt und verfeinert. Dies beinhaltet die Planung der Markteinführung, die Entwicklung von Preismodellen und die Festlegung der technischen Anforderungen sowie der notwendigen IoT-Infrastruktur. Für Unicorn Engineering GmbH ist es entscheidend, eine flexible und skalierbare Lösung zu schaffen, die sich an veränderte Kundenbedürfnisse und Marktanforderungen anpassen lässt.
Die systematische Entwicklung von Wertversprechen für verschiedene Stakeholder im Rahmen von IoT-basierten Smart PSS ermöglicht KMU wie der Unicorn Engineering GmbH, innovative Lösungen zu schaffen, die echten Mehrwert bieten. Durch die Fokussierung auf die spezifischen Bedürfnisse aller Beteiligten können Unternehmen nicht nur ihre technologischen Fähigkeiten ausschöpfen, sondern auch nachhaltige Geschäftsbeziehungen aufbauen und sich erfolgreich im Wettbewerb positionieren.
Quelle: Heinz, D., Benz, C., Bode, J., Hunke, F. & Satzger, G. (2022). Exploring the Potential of Smart Service Systems: A Multi-Actor View on Affordances and Their Actualization. Journal of Service Management Research, 6(2), 132-146.
In der heutigen Zeit ist die systematische Entwicklung von Geschäftsmodellen für Smarte Produkt-Service-Systeme (Smart PSS) von entscheidender Bedeutung, um den steigenden Anforderungen an Nachhaltigkeit, Effizienz und Kundenzufriedenheit gerecht zu werden. Besonders die Automobilindustrie steht vor der Herausforderung, traditionelle Geschäftsmodelle zu überdenken und durch innovative Smart PSS zu ergänzen oder zu ersetzen. Anhand von Connected Car Geschäftsmodellen lassen sich nicht nur die Potenziale solcher Systeme aufzeigen, sondern auch wichtige Implikationen für die breitere Anwendung in anderen Branchen ableiten.
Die detaillierte Betrachtung dieser Archetypen zeigt, wie vielfältig die Anwendungsmöglichkeiten von Smart PSS in der Automobilindustrie sind und welche Chancen sich für KMU ergeben, innovative Dienstleistungen und Produkte zu entwickeln, die über traditionelle Geschäftsmodelle hinausgehen.
Die Fallstudie der Connected Car Geschäftsmodelle verdeutlicht mehrere wichtige Aspekte für die Entwicklung von Smart PSS:
Für KMU ergeben sich aus diesen Erkenntnissen wertvolle Ansatzpunkte, um eigene Smart PSS zu entwickeln und erfolgreich am Markt zu platzieren. Die systematische Entwicklung solcher Systeme erfordert jedoch eine ganzheitliche Betrachtung von Technologie, Markt und Nutzerbedürfnissen sowie eine enge Zusammenarbeit innerhalb des Ökosystems.
Quelle: Sterk, F., Stocker, A., Heinz, D., & Weinhardt, C. (2024). Unlocking the value from car data: A taxonomy and archetypes of connected car business models. Electronic Markets, 34(1), 13.