Friedrich Lütze GmbH

Einführung & Herausforderung

Die Friedrich Lütze GmbH, mit über 65 Jahren Erfahrung in der Entwicklung und Fertigung von elektronischen und elektrotechnischen Komponenten, hat sich erfolgreich den Herausforderungen der Digitalisierung gestellt. Im Rahmen des bi.smart-Projekts wurde ein hybrider Entwicklungsprozess für digitale Services implementiert, der eine direkte Einbindung der Kunden ermöglicht. Mit diesem Ansatz können nun maßgeschneiderte Lösungen für Anlagenplaner und -betreiber entwickelt werden, wie z.B. Schaltschranksimulation und Condition Monitoring. Der Wechsel vom traditionellen „Wasserfallmodell“ zu einem hybriden Prozess war dabei eine der größten Herausforderungen, bot aber die Möglichkeit, unscharfe Kundenbedürfnisse schneller zu erkennen und in die Produktentwicklung einfließen zu lassen. Die Bildung einer bereichsübergreifenden Arbeitsgruppe zur digitalen Transformation und die Entwicklung von Produkt-Service-Systemen (PSS) markieren einen wichtigen Schritt in Richtung Wachstum und Nachhaltigkeit. Die neuen digitalen Dienstleistungen ermöglichen nicht nur Energieeinsparungen durch eine verbesserte Schaltschrank-klimatisierung, sondern werfen auch Fragen nach neuen Geschäftsmodellen und organisatorischen Anpassungen auf.

bi.smart-Lösungsansatz für das hybride Entwicklungsmodell
der Friedrich Lütze GmbH

Implementierung eines Spiralmodells zur iterativen Entwicklung

Das Entwicklungsteam der Friedrich Lütze GmbH nutzt ein an ihre Prozesse angepasstes Spiralmodell, um durch wiederholte Entwicklungsschleifen und Prototyping schrittweise eine marktreife Lösung zu erarbeiten, wobei Hard- und Softwareentwicklung eng verzahnt sind. Durch die frühzeitige Darstellung der bereichsübergreifenden Entwicklungsroadmap können beispielsweise andere Unternehmensbereiche wie der Vertrieb besser eingebunden und Änderungen durch das agile Vorgehen kommuniziert werden.

Integration von Kundenfeedback und agilen Methoden in der Softwareentwicklung

Das iterative Einholen von Kundenfeedback und die Anwendung agiler Methoden innerhalb der Entwicklungszyklen verbessern kontinuierlich die Produktfunktionalität und ermöglichen eine frühzeitige Anpassung an Kundenbedürfnisse. Gerade bei großen und komplexen Systemen, die eine verzahnte Entwicklung von Hard- und Software erfordern, hat sich die hybride Vorgehensweise mit iterativer Hardwareentwicklung kombiniert mit agiler Softwareentwickung im Unternehmen bewährt, da bereits an einfacheren und kostengünstigeren Prototypen sowohl auf der Anforderungs- als auch auf der Problemlösungsebene für das Endprodukt gelernt werden konnte. Im konkreten Fall konnten beispielsweise Fehler bei der Positionierung von Temperatursensoren vermieden werden.

Anwendung von Geschäftsmodell-Werkzeugen zur Neuausrichtung

Bewährte Werkzeuge wie Business Model Canvas und Value Proposition Canvas wurden in angepasster Form eingesetzt, um die Transformation des Geschäftsmodells vom reinen Produktangebot zum integrierten Produkt-Service-System zu visualisieren. Dies ermöglichte eine klarere interne und externe Kommunikation des Nutzerversprechens an die verschiedenen Stakeholder, ein klares Verständnis der Wertschöpfungskette und eine Analyse der möglichen Ertragsmechanismen.

Der bisherige Weg der Friedrich Lütze GmbH zum Smart PSS-Anbieter

Jahr 1: Grundlagen und Kompetenzaufbau

  • Durchführung von Workshops zum Verständnis und zur Anwendung von Advanced Systems Engineering-Methoden (z. B. zu Design Thinking), um eine Basis für innovative Entwicklungsprozesse zu schaffen.
  • Ermittlung der Kundenbedürfnisse durch Interviews und Systematisierung durch die Erstellung von Personas, um unerfüllte Bedürfnisse und Mehrwerte für die Kunden klar zu definieren.

Jahr 2: Kundenintegration und kultureller Wandel

  • Intensivierung der internen und externen Kommunikation, um den Kulturwandel hin zu agilen Prozessen zu unterstützen und die Entwicklungsziele auf Basis des direkten Kundenfeedbacks anzupassen.
  • Einbindung aller relevanten internen Stakeholder in den Digitalisierungsprozess, um die interdisziplinäre Zusammenarbeit zu stärken und den Kundenkontakt über traditionelle Vertriebskanäle hinaus zu fördern.

Jahr 3: Technische Implementierung und Anpassung

  • Anpassung der Hardware zur Unterstützung von Betriebssystemen zur Datenerfassung und -verarbeitung, einschließlich der Integration von Open-Source-Komponenten zur Optimierung von Entwicklungskosten und -aufwand.
  • Strukturierte Umsetzung kundenspezifischer Anpassungen und Integration bestehender Teillösungen, wobei die Friedrich Lütze GmbH die Anpassungen eigenständig durchführt und somit die Lösungen effektiv in bestehende Systeme integriert.

Klare Prozesse & Rollen, frühzeitige
Kommunikation, Nachhaltigkeit

Die erfolgreiche Entwicklung neuer Produkt-Service-Systeme erfordert eine umfassende Planung über alle Unternehmensbereiche hinweg mit klar definierten Prozessen und Rollen. Nur so können die verschiedenen Bereiche den neuen Arbeitsaufwand neben dem bestehenden Tagesgeschäft bewältigen.

Die frühzeitige und kontinuierliche Kommunikation neuer Prozesse sowie die Verfügbarkeit für Rückfragen spielen eine zentrale Rolle bei der Umsetzung von Digitalisierungsinitiativen. So kann der Zusammenhalt zwischen und innerhalb der verschiedenen Teams gestärkt werden.

Der bi.smart Lösungsansatz ermöglicht die
Entwicklung nachhaltiger Systemlösungen, die nicht nur die Position des Unternehmens stärken, sondern auch die Mitarbeitenden intrinsisch für ihre Arbeit motivieren, da sie einen Beitrag zur Nachhaltigkeit leisten können.

Weitere Umsetzung und Potenziale der Digitalisierung

Die Friedrich Lütze GmbH hat auf ihrem Weg der digitalen Transformation bereits erste entscheidende Meilensteine erreicht. Mit dem Abschluss des Projekts bi.smart und der Einführung von agilen Methoden ist es dem Unternehmen gelungen, Prototypen für smarte Produkt-Service-Systeme zu entwickeln, die nun für den Einsatz beim Kunden vorbereitet werden. Diese Entwicklungsschritte haben gezeigt, dass die durch bi.smart geförderten Prinzipien der Agilität und Kundenzentrierung erfolgreich auf andere Produktlinien übertragen werden können. Trotz anfänglicher Schwierigkeiten sind die positiven Effekte des Wandels offensichtlich: Die Entwicklungsteams sind nun besser darauf vorbereitet, Innovationen effizienter zu gestalten und schneller auf den Markt zu bringen. Darüber hinaus tragen die neu geschaffenen Produkt-Service-Systeme nicht nur zum Geschäftserfolg bei, sondern erhöhen auch die Transparenz und Wirksamkeit der Bemühungen des Unternehmens im Bereich Nachhaltigkeit.

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